Jes 55,1-11; Mt 7,24-27
So viel Freude füllt heute Abend diese Basilika. Die Basilika St. Paul ist nicht klein, aber heute scheint sie klein zu sein. Ich muss sagen, dass hier viel Freude herrscht! Wahrhaftig, wir betrachten Evangelii Gaudium, die Freude des Evangeliums, die zur Danksagung für die vielen Gaben wird, die durch die Gemeinschaft Sant'Egidio das Leben so vieler Menschen erleuchtet und gesegnet haben.
Ein großes, universales Volk von Demütigen und Armen, die den Herrn preisen, weil sie aus freien Stücken und ohne Verdienst so viel gutes Wasser erhalten haben. Das, was unseren Durst löscht, macht unser Herz zu einer Quelle.
Wir betrachten es und tun es immer mit unseren Brüdern und Schwestern, die in der Fülle der Liebe leben, in jenem Haus, auf das unser Leben ausgerichtet ist. Und dieses Haus zu suchen, bedeutet, uns daran zu erinnern, dass es das Haus ist, auf das unser Leben ausgerichtet ist, dass es uns hilft, in dieser Welt gut zu leben, sehr gut.
Erinnern wir uns gemeinsam, betrachten wir gemeinsam das vom Herrn versprochene und empfangene Hundertfache. Wir sehen es. Trotz der Begrenztheit, der Kleinheit, der Sündhaftigkeit unserer armen Geschichte hat Gott den kostbaren und immer wieder erstaunlichen Schatz seiner Liebe ausgegossen. Er überrascht uns immer wieder. Und manchmal sind wir so sehr im Selbstmitleid, dass wir von etwas so Schönem nicht überrascht sind. Schön, voller Freude und voller Licht.
Lasst uns nicht müde werden, uns darüber zu wundern, wie sehr die Wege des Herrn, wie wir gehört haben, auch unsere Wege geworden sind; seine Gedanken, die so viel höher sind als unsere, sind unsere Gedanken geworden. Und dieses winzige Samenkorn, das am 7. Februar 1968 gesät wurde, hört nicht auf, viele Früchte zu tragen.
Das Wort Gottes ist nicht leer zurückgekehrt, "ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe" sagt der Prophet. Und das ist der Wunsch Gottes, den wir heute betrachten: dass die Menschen einander lieben und geliebt werden. Und es gibt niemanden, der nicht liebt und der vor allem nicht geliebt wird. Manchmal ist es das, was uns aus so viel Angst befreit. Und es gibt so viel Liebe.
Deshalb preisen wir heute den Herrn. Wir loben nicht die Grenzen, im Gegenteil, wir spüren auch eine Unruhe für das Viele, das noch zu tun ist, persönlich auch das Viele, das ich hätte tun sollen. Eine Unruhe, es besser zu machen, den vielen die Hand zu reichen, deren Leid wir in den komplexen, dramatischen Angelegenheiten der Welt oft hoffnungslos spüren. Wir sind in der Basilika St. Paul und spüren seine ganze Leidenschaft für die Geburtswehen, die die Welt durchmacht. Wir müssen dorthin gehen, dabei besingen wir mit der ganzen Fülle der Gnade dieses auf Fels gegründeten Hauses.
Die Freude Gottes ist sehr menschlich, sehr real. Manchmal denken wir über die Freude des Herrn nach: Sie ist sehr menschlich, sehr real. Sie hilft uns in der Tat, die Täuschung der subjektiven Freude zu verstehen, die das Leben nicht so sieht, wie es ist. Es ist eine Freude, die einer Welt gegenübersteht, die immer wieder durch Kriege erschüttert wird.
Also nicht die Freude derer, die fliehen, sondern die Freude derer, die sich dem Bösen stellen. In einer Welt, in der wir so viel Gewalt sehen, den weit verbreiteten Terrorismus, die Armut, die wie der Regen, die Flüsse, die Winde, von denen das Evangelium spricht, auf unsere Häuser bis hin zur Zerstörung niedergeht.
Und eine Kultur der Gewalt scheint immer mehr Raum einzunehmen, scheint allgegenwärtig und überzeugend zu sein. Die Suche nach Sicherheit scheint Sicherheit zu geben, und die verwirrte und machtlose Mehrheit verschließt sich noch mehr. Es ist diese Betonung des Ichs, ohne Wir und ohne Gott, die unweigerlich ins Verderben führt.
Ein Ego, das von so vielen Anbietern des individuellem Wohlbefindens genährt wird, und es gibt viele, aber es findet nie zu sich selbst. Denn nur wenn wir aus uns selbst herauskommen, verstehen wir, wer wir sind, und das ist einer der Gründe, der Gemeinschaft zu danken. Sie hat uns alle aus der Selbstbezogenheit herausgeholt und uns die anderen erkennen lassen. Sie hat uns auch dazu gebracht, andere zu lieben, und uns gezeigt, dass wir uns gut fühlen, wenn wir andere lieben. Und so geben wir auch den anderen ein gutes Gefühl.
Dafür danken wir dem Gründer, Andrea Riccardi, der nie aufgehört hat, Häuser und Wohnungen zu bauen und uns das Gefühl zu geben, zu Hause zu sein. Zu glauben, dass es möglich ist, dass die Erde ein gemeinsames Zuhause ist. Und dass 'Fratelli tutti' dieses Haus mit der Leidenschaft und Intelligenz des Dialogs erfüllt, mit der Weisheit, die tiefen Strömungen der Geschichte zu hinterfragen. Sie ohne den weit verbreiteten Skeptizismus und Fatalismus zu hinterfragen, sondern darin immer die Zeichen der Zeit zu suchen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten.
Und ich danke, ich glaube, im Namen aller, dem Präsidenten Marco Impagliazzo und allen, die mit ihm zusammenarbeiten. Auf dass diese Gemeinschaft, die so klar und physisch universal ist, immer eine Familie sein möge, mit einem Charakterzug aufmerksamer und zarter Brüderlichkeit. Niemals selbstverständlich, immer originell und kreativ, ein Sakrament der Freundschaft, in dem wir die Liebe Gottes betrachten. Und ich danke auch den vielen, die mit uns gehen, die den Weg der Gemeinschaft auf so viele Arten unterstützen, einschließlich Ihnen allen hier Anwesenden. Und auch so vielen, die wir im Herzen tragen.
Die Gemeinschaft ist wirklich ein Zuhause und will ein Zuhause sein, eine Familie, in der die Selbsterkenntnis wächst, indem man sich in Beziehung zu Gott und zum Nächsten denkt, in der Innerlichkeit und im gegenseitigen Dienst. Die Gemeinschaft hat keine Zeit vergeudet und will keine Zeit in sterilen Diskussionen vergeuden. Wie viel Zeit und wie viel Oberflächlichkeit in sterilen, wenn auch leidenschaftlichen, Auseinandersetzungen! Manchmal wird man leidenschaftlich und weiß nicht einmal mehr, warum, oder man existiert nur, weil man dagegen ist! Herzliche Glückwünsche!
Die Gemeinschaft hat sich nicht in einer aufregenden Zeit der Träume erschöpft, um dann im Grau des Zynismus und der Gleichgültigkeit einzuschlafen. Denn die Welt des Ichs lässt einen auf dem Sand des Subjektivismus bauen, der eine große Täuschung ist, die einen glauben lässt, man sei man selbst, indem man sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Ständig studiert man sich selbst, aber ohne Befriedigung für das, was ich zuvor gesagt habe, und gerät dann in die Logik des Wettbewerbs, der Konfrontation, gefährlich ignorant, leicht aggressiv und gewalttätig.
Die Gemeinschaft hat sich nicht in die Mittelmäßigkeit zurückgezogen und Kompromisse mit dem Tyrannen des Individualismus geschlossen. Sie wollte eine Gemeinschaft sein, gemeinsam denken. Manchmal ist das nicht einfach, manchmal musste man wirklich viel Nadel und Faden in das gemeinsame Denken stecken. Aber es gibt keine Rettung allein, wir werden gemeinsam gerettet, der Erste ist unser Herr.
Die Radikalität des Anfangs ist zum Fels einer treuen Liebe geworden, die in Schwierigkeiten nicht aufgibt, stärker als Enttäuschungen und unvermeidliche Schwächen. Die Radikalität ist zur Leidenschaft geworden, einer Leidenschaft, die weit entfernt ist vom Traurigen und Melancholischen, und die die hartnäckige Suche nach dem Guten belebt hat. Anspruchsvoll und menschlich, für alle und für alle möglich. Heute verstehen wir es noch besser. Gaudium et spes, Freude und Hoffnung. Das ist genau das, was die Welt, die von Traurigkeit und Desillusionierung gezeichnet ist, braucht. Durch so viel Desillusionierung, durch das Gift des Pessimismus, das der Angst nachgibt, das die Menschen dazu bringt, sich für Dinge und nicht für Menschen zu begeistern, das sie zum Aufgeben bringt.
Gaudium et spes beginnt: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, vor allem der Armen und Leidenden, sind Freude und Hoffung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen Widerhall findet".
Diese Worte können wir an den Anfang des Lebens der Gemeinschaft stellen. Sie ist eine Tochter des Konzils, das die Kirche als Zeichen und Werkzeug der Einheit des Menschengeschlechts charakterisiert. Und die Gemeinschaft ist immer eine kleine Herde, aber ihr Herz ist groß und universal. Sie ist keine Kaste von Auserwählten, sondern eine Familie, in der alle von Gott gerufen und geliebt werden. Das ist es, was die Gemeinschaft sein wollte und was sie in Demut, aber mit Entschlossenheit in den Umwälzungen der Welt sein will.
Schließlich: Die Gemeinschaft ist eine Prophezeiung in der Welt. Das heißt, die Erinnerung an die Anfänge drängt uns, diesen Ruf mit Begeisterung zu bekräftigen, und Prophetie bedeutet, schon heute zu sehen und zu suchen und zu verwirklichen, was morgen sein wird. Die Propheten lebten in schwierigen Zeiten. Sie haben nicht in der Fülle des Tages vom Licht gesprochen, sondern in der Müdigkeit der Nacht. So ist jeder bescheidene und kleine Dienst am Nächsten prophetisch, denn er fügt die Scherben der Gesellschaft wieder zusammen.
Sie gibt nicht auf, sie lässt sich nicht zum Rückzug verführen, d.h. vom ständigen Blick zurück, der viel leichter ist, als man denkt, sondern versucht, die Leidenschaft des Liebenden zu leben. Die Prophetie ist die Geste der Liebe, die heute beginnt, was morgen voll sein wird. Deshalb spürt die Gemeinschaft die Unruhe, Prophetie in der Welt zu sein, in der Welt, die kommt. Sie bittet heute darum, sie aufzubauen, sie für möglich zu halten, sie in dieser Schöpfung, die so sehr leidet, als gegenwärtig zu erkennen.
Die vielen Schreie, die schrecklichen Klagen der Opfer, der Armen, verletzen das empfindsame Herz dieser Mutter, die die Gemeinschaft ist, und werden zu einem konkreten und persönlichen Mitgefühl für die Kleinen und für ganze Länder. Es ist die Entscheidung für eine geeintere, brüderlichere Welt, in der niemand ein Fremder ist, weil jeder ein Nachbar ist.
Es ist in der Tat wahr, wie Andrea Riccardi kürzlich sagte, indem er ein etwas veraltetes italienisches Verb verwendete, nämlich "riamicarsi", sich wieder neu befreunden. Riamicarsi, das heißt wieder neu Freundschaft schließen, die Seelen der Feinde, der Enttäuschten, der Gleichgültigen wieder lieben. Unsere eigene Seele wieder lieben, indem wir in uns selbst eine Seele schaffen, die ein Freund ist, ein Freund Gottes und damit ein Freund der Menschheit. Und so müssen wir manche Feindschaft, manche Barriere, manches Misstrauen beseitigen.
Unsere Gemeinschaften repräsentieren in aller Bescheidenheit, aber mit so viel Menschlichkeit, diese Entscheidung, sich der Welt wieder anzunähern und die Welt mit den anderen zu lieben. Dafür möchte ich den Geschwistern in der Ukraine danken, aber auch jenen, leider vielen, die in so vielen Gebieten mit bewaffneten Konflikten die Prophezeiung des Friedens mit ihrer Liebe vertreten. Das heißt, die nicht aufhören, sich zu erneuern in einer Welt, in der es Krieg gibt. Von dort aus kann der Frieden beginnen, der Frieden beginnt.
Hier endet die Hoffnung nicht, sie ist prophetisch, sie ist die Liebe Gottes, die heute beginnt, was noch nicht da ist, und die in unserer armen Menschheit beginnt, ein Abglanz der Liebe Gottes.
Danke, Herr, und danke der Gemeinschaft, die uns weiterhin mit Zuversicht und Leidenschaft die Menschlichkeit sehen lässt, denn das Böse siegt nicht. Möge der Herr neue Arbeiter in seine Ernte schicken. Mögen alle den Frieden wählen und möge der Herr den Frieden geben. Und möge jede Gemeinschaft, ob klein oder groß, ob in den afrikanischen Dörfern oder in den großen Metropolen, das Haus auf dem Felsen der Liebe sein, das nicht endet und nicht enttäuscht, denn es gibt so viele müde und verletzte Menschen, für die der Herr sich voller Mitgefühl einsetzt. Er ruft und sendet seine Jünger und vertraut ihnen die wahre Kraft an, die die Welt verändert und den Wunsch Gottes von heute erfüllt, der auch der Wunsch aller Menschen ist, nämlich der Wunsch der Liebe.
Kardinal Matteo Maria Zuppi