Vor 80 Jahren begannen die menschenverachtenden Deportationen der jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus den Städten Deutschlands, zunächst im Oktober 1941 in Berlin und dann in Frankfurt, Köln, Hamburg, München, Würzburg und ganz Deutschland. In München gab es das sogenannte „Judenlager Milbertshofen“, es lag mitten im Stadtviertel und jeder wusste davon. Die Verhältnisse im Lager waren katastrophal. Zusammengepfercht auf engstem Raum wartete man. Von dort ging am 20. November 1941 der erste große „Transport“ von an die 1000 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus München nach Kaunas, wo alle nach fünf Tagen erschossen wurden. Keiner hat überlebt.
Ernst Grube einer der letzten Überlebenden des Sammellagers erinnerte ich bei der Gedenkveranstaltung, die die Gemeinschaft Sant’Egidio mit der der israelitischen Kultusgemeinde und der Stadt organisiert hatte: „Ich höre noch heute die Schreie der Menschen. Oft war es mitten in der Nach – Schreie aus Angst und Verzweiflung. Heute weiß ich, dass es die Menschen waren, die Nacht abgeholt wurden, um an den Güterbahnhof betrieben zu werden, so sie die Reise in den Tod antraten.“ Sein berührendes Zeugnis wurde ergänzt durch Biographien, die von Schülerinnen und Schülern gelesen wurden. Die Kinder der Schule des Friedens appellierten an eine Welt ohne Ausgrenzung. Neben Ernst Grube sprachen Frau Ellen Presser von der Israelitischen Kultusgemeinde, sowie Vertreter der Stadt, Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm und Ursula Kalb von der Gemeinschaft Sant‘Egidio.
Die Beteiligung von jungen und älteren Menschen, Menschen verschiedener Länder zeigt, dass es bei der Gedenkveranstaltung darum geht, aus der Vergangenheit Konsequenzen für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen. Es ist bedeutsam, dass in der jetzigen schwierigen Zeit, in der man sich leicht zurückzieht, über 150 Menschen auf die Straße gingen, darunter viele junge Menschen, denen dieser Tag der Erinnerung in die Hände gelebt wurde.