DIALOG

Der Geist von Assisi feiert den 37. Jahrestag: dort entstand eine Ressource des Friedens für Männer und Frauen der Religionen durch Dialog und Gebet und in einer von Kriegen erschütterten Zeit

"Nach 37 Jahren auf dem Weg von Assisi nach Berlin müssen wir feststellen, dass sich in der Welt der Religionen wirklich etwas Grundlegendes verändert hat. An diesem Punkt ist eine weitere Mauer gefallen. Ja, eine Mauer des Misstrauens, der Ignoranz und des Überlegenheitsgefühls gegenüber dem anderen ist gefallen. Heute, nach so vielen Jahren des gemeinsamen Weges, sehen wir, wie diese Mauer, die uns trennte, zusammenbricht. Die Religionen haben trotz ihrer Verschiedenheit gelernt, nebeneinander zu existieren, sich zu ergänzen und zu unterstützen, sich nicht mehr zu bekämpfen, nicht miteinander zu konkurrieren, sondern miteinander und nebeneinander zu stehen. Dieser historische Wendepunkt kam zustande, weil die Religionen den Frieden zu ihrer gemeinsamen Sprache gemacht haben. Das heißt, sie haben an die Kraft des Wortes geglaubt, um sie zu verändern: ein Wort des Friedens, das freundlich, respektvoll und sanft ist, das aber eine große historische Kraft besitzt".
Marco Impagliazzo in Berlin 2023

"Angesichts dieses Szenarios darf man nicht resignieren. Es ist ein »mehr« nötig. Man muss »den Frieden wagen«, das ist das zentrale Anliegen eures Treffens. Der Realismus genügt nicht, es reichen nicht die politischen Erwägungen, es genügen auch nicht die bisher umgesetzten strategischen Aspekte. Es ist mehr nötig, denn der Krieg geht weiter. Wir müssen »den Frieden wagen«: und zwar jetzt! Ja, der Mut zum Frieden ruft insbesondere die Gläubigen zur Verantwortung. In ihnen verwandelt er sich in Gebet, um vom Himmel das zu erbitten, was auf der Erde unmöglich erscheint. Die Beharrlichkeit im Gebet ist die erste Form des Wagemutes."
Papst Franziskus, Botschaft an das Treffen von Berlin 2023

In einem ernsten Moment für das Szenario des Krieges, das in so vielen Teilen der Welt immer mehr aufzuflammen scheint, mit seiner unermesslichen Last des Schmerzes, ist es nützlich, auf diese Worte zurückzukommen, die zum Abschluss des 37. Treffens des Dialogs und des Gebets für den Frieden unter den Religionen im Geiste von Assisi im vergangenen September in Berlin unter dem Titel "Den Frieden wagen" ausgesprochen wurden.

Am Fasten- und Gebetstag für den Frieden, den Papst Franziskus zum 37. Jahrestag jenes 27. Oktober 1986 einberufen hat, erinnern wir uns an die Worte, die der heilige Papst Johannes Paul II. zu den in Assisi versammelten Religionsführern der verschiedenen Konfessionen sagte und sie aufforderte, ihre Mittel, die Kraft des Gebets, in den Dienst des Friedens zu stellen: "Ohne in irgendeiner Weise die Notwendigkeit zahlreicher menschlicher Ressourcen zu leugnen, die auf die Erhaltung und Stärkung des Friedens abzielen, sind wir hier, weil wir sicher sind, dass über all diese Maßnahmen hinaus ein intensives und demütiges Gebet, ein vertrauensvolles Gebet notwendig ist, wenn die Welt endlich zu einem Ort des wahren und dauerhaften Friedens werden soll".

Seit 37 Jahren möchte die Gemeinschaft Sant'Egidio den Geist von Assisi im Gebet für den Frieden und den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen lebendig halten. Aus diesem Grund möchten wir am Jahrestag des Treffens von Assisi im Newsletter und auf dieser Website einige Texte und Videos zu diesem Thema wieder aufgreifen.

Texte und Videos des Treffens "Den Frieden wagen", Berlin 2023

Es geht um viel mehr als nur darum, einer Reihe von Reden zu folgen: Es geht darum, an der Arbeit für den Frieden teilzunehmen, die, wie Johannes Paul II. sagte, eine "Baustelle ist, die allen offensteht".