41 Jahre nach dem Tod von Modesta Valenti - einer obdachlosen alten Frau, die am 31. Januar 1983 am Bahnhof Termini in Rom starb, weil ihr Hilfe verweigert wurde - fanden sich erneut zahlreiche arme Menschen und ihre Freunde in der Basilika Santa Maria in Trastevere ein, um an sie und die vielen anderen Freunde zu erinnern, die in den letzten Jahren auf den Straßen Roms gestorben sind. Jeder wurde namentlich erwähnt, während in einer Atmosphäre allgemeiner Ergriffenheit Kerzen angezündet wurden.
Predigt von Pater Vittorio Ianari
Liebe Schwestern und Brüder
auch in diesem Jahr haben wir uns wieder in diesem schönen Haus des Herrn versammelt, das durch die einfallende Sonne noch schöner und goldener geworden ist. Und auch in diesem Jahr gibt es viele von uns, vielleicht sogar mehr als in anderen Jahren, die dem Herrn für seine Nähe und Freundschaft danken wollen.
Und von oben, wir sehen ihn im Mosaik, hat er uns zusammen mit seiner Mutter in dieses Haus eintreten sehen und freut sich über diesen Moment der Feier, des Gebets und auch des Gedenkens. Denn wir sind hier, um unserer Schwestern und Brüder zu gedenken, wir werden ihre Namen hören, die jetzt zusammen mit Modesta vom Vater getröstet werden.
Und so empfängt uns der Herr, indem er uns neben anderen Gaben das Geschenk dieses Evangeliums macht, das wir gehört haben und das einen Tag Jesu beschreibt. Vor dem Abschnitt, den wir gelesen haben, den wir gehört haben, war Jesus morgens in der Synagoge gewesen, und dann haben wir weiter etwas von dem Tag bis zum Abend und bis zum nächsten Morgen gehört. Es ist ein Tag von Jesus. Das ist sehr schön, denn wir können sein gewöhnliches Leben aus der Nähe sehen, was er zu seiner Zeit tat. Wir sehen, welche Entscheidungen er getroffen hat, was ihm wichtiger war als alles andere.
Der Herr zeigt uns das, damit wir lernen können, wie er zu leben, wir können eigene Entscheidungen ähnlich wie er es tat, wir können auch diese Kriterien der Wichtigkeit übernehmen, die dem Herrn am Herzen lagen. Aber er zeigt es uns auch, damit wir von ihm bestärkt werden und auf tiefere Weise wissen, dass wir auf ihn zählen können.
So sagt uns dieses Evangelium vor allem, dass Jesus sehr aufmerksam ist gegenüber den Bedürftigen und den Kranken. In einer solchen Situation gibt es keine anderen Dinge, keine anderen Verpflichtungen, selbst wenn es sich um das kleine Fieber der Schwiegermutter des Petrus handelt. Sie sagen ihm, dass die Schwiegermutter des Petrus krank ist, und er geht zu ihr, wendet sich ihr zu, heilt sie und sie beginnt, ihnen zu dienen.
Und dann, was noch viel auffälliger und wichtiger ist, als es Abend wurde, versammelte sich die ganze Stadt vor der Tür. Sie brachten ihm viele Kranken und Besessenen und er heilte sie. Er hatte nichts anderes zu tun. Jesus ist sehr aufmerksam gegenüber den Bedürftigen und den Kranken. Das ist ein erster Aspekt. Jesus ist ein Freund der Kranken und heilt sie. Und wir wissen, dass es wahre Heilungen sind, und gerade weil wir das wissen, müssen wir darauf vertrauen, dass unsere Lieben, die Menschen, die wir lieben, die krank sind, die in Not sind, beim Herrn sind. Stellen wir uns vor, dass sie beim Herrn sind. Das ist sehr wichtig, denn Jesus selbst geht hinaus, um den Kranken zu begegnen und sie zu heilen. Aber wenn ein Kranker, ein Mann, eine Frau in Not zu ihm gebracht wird, dann sieht der Herr ihren Glauben und ist bereit zu helfen. Das ist es, was uns dieses Evangelium zeigt.
Da sind die Jünger, die ihm ihre Schwiegermutter zeigen und dann kommen alle Leute aus Kafernaum, die ihre Schwester, ihren Bruder, ihren Vater, ihre Mutter, ihren Verwandten, ihren Freund bringen. Sie bringen sie zum Herrn und er hat sie geheilt, sagt das Evangelium. Angesichts einer zuversichtlichen, ja mutigen und vor allem beharrlichen Bitte weist der Herr niemanden ab.
Und das ist so anders als das, was die Männer, die Frauen dieser Welt tun. Jesus zieht sich nicht zurück, die Menschen tun das oft, sehr oft. Jesus weist auch deshalb niemanden ab, weil er eine eigene geheime Energie hat, aber geheim nicht im Sinne von mysteriös, sondern im Sinne von innerlich. So sehr, dass dieses Evangelium uns sehr gut zeigt, was diese geheime Energie ist.
Er zieht sich nicht zurück, weil auch er sich vertrauensvoll an den Vater wendet. Es ist diese Tatsache, dass Jesus, als es noch dunkel war, an einen abgelegenen Ort geht, um zu beten, weil er weiß, dass er erhört werden wird. Das Evangelium erzählt uns, dass Jesus sich allein zum Beten zurückzieht, gerade um den Vater zu bitten, ihm zu helfen, die Kraft zu haben, die an ihn gerichteten Gebete anzunehmen. Und um bei ihm zu sein, damit er ihm Kraft gibt, damit er nicht auf den Gedanken kommt, sich abzuwenden, sich zurückzuziehen, nicht zuzuhören.
Und schließlich gibt es noch eine letzte Eigenschaft, die uns dieses Evangelium am Tag Jesu zeigt. Das Evangelium zeigt uns, dass Jesus wie so viele von uns auf der Straße lebt, in den Städten und Dörfern unterwegs ist. Die Jünger wollten ihn in Kafarnaum festhalten: Komm zurück, alle suchen dich! Aus vielen Gründen, guten und weniger edlen, wollten die Jünger Jesus in der Stadt Kafarnaum festhalten. Aber Jesus sagt: Nein, dazu bin ich gekommen. Um in den Städten und Dörfern umherzuziehen, um auf der Straße zu leben.
Einmal im Evangelium geht einer zu ihm und sagt: "Ich werde dir folgen, wohin du auch gehst!" Aber Jesus sagt zu ihm: "Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel des Himmels ihre Nester, aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann." Das ist kein Unglück, sondern eine Entscheidung des Herrn. Dazu bin ich gekommen, sagt Jesus.
Die Stadt und die Menschen sind nicht immer gastfreundlich, die Stadt und die Menschen weichen oft aus und wenden sich ab. Vielleicht könnte man sogar sagen, dass wir uns leider häufiger abwenden als dass wir gastfreundlich sind. Wenn wir in dieser Liturgie gemeinsam auf dieses Evangelium hören, dann wissen wir aber, dass der Herr mit uns unterwegs ist. Und das führt uns zurück zur Erinnerung an Modesta, um zu wissen, wie sehr diese Verundenheit, diese Freundschaft, dieses Sich-nicht-abwenden, dieses Nicht-sagen: "Ich kann nicht" etwas Lebensspendendes ist und wahre Sicherheit, wahrer Schutz und wahrer Reichtum ist.
Jesus hat sich entschieden, immer so zu leben, allen seine Freundschaft und Heilung anzubieten. Und mit seinem ganzen Leben, das er auf der Straße, ohne Obdach gelebt hat, sagt er mit großer Klarheit, mit großer Kraft: Seht, meine Freunde, es ist die Freundschaft, die der wahre Schutz ist, es ist die Freundschaft, die die wahre Wärme ist, es ist die Freundschaft, die die wahre Sicherheit ist, es ist die Freundschaft, die der wahre Reichtum des Lebens ist.
Und so, liebe Schwestern und Brüder, seht ihr, dieses Evangelium gibt diesem Moment Worte, macht ihn noch bedeutungsvoller, bereichert ihn mit noch mehr Gefühlen und Entscheidungen, die mit dem Herrn verbunden sind. Das macht ihn noch schöner und damit auch noch festlicher. Dafür danken wir dem Herrn, der mit uns geht, von ihm lernen wir, niemals zurückzuweichen, wenn wir mit der Frage konfrontiert werden, die ein Bruder, eine Schwester, ein Freund an uns richtet. Von ihm lernen wir, dass das, was schützt, reich macht, Wärme spendet und rettet, tatsächlich die Freundschaft ist.
Und wer mit dieser Energie und mit diesem wahren Reichtum leben will, kann immer vom Herrn lernen. Und den Herrn bitten, ihm die Kraft zu geben, ein Freund, ein Nachbar, ein Begleiter zu sein für andere Männer und Frauen. So zu sein wie er, auf der Straße zu leben oder unser eigenes Leben zu leben, aber immer auf die Freundschaft des Herrn zu zählen, der uns hilft, unsererseits Freunde zu sein.