Heute ist ein besonderer Jahrestag: Vor 30 Jahren besuchte am 3. Oktober 1993 der Heilige Papst Johannes Paul II. die Gemeinschaft in Santa Maria in Trastevere und in Sant'Egidio in Rom.
Bei dieser Gelegenheit, die zur Feier unseres 25-jährigen Bestehens stattfand, richtete der Papst Worte der Zuneigung an die Gemeinschaft, aber auch einer klaren Berufung, die wir heute wieder hören:
"Im Laufe der Jahre", so sagte er, "habt ihr die Herausforderung dieser universalen Liebe gespürt und euch auf den Weg in die Welt gemacht. Die Geschwisterlichkeit unter den Teilkirchen und die Leidenschaft für die Ökumene haben euch dazu gebracht, den einfachen und mühsamen Weg des Herzens zu beschreiten, um die Freundschaft unter den Gläubigen zu fördern. (...) Die Liebe belebt immer wieder den Dialog, den eure Gemeinschaft mit den großen nichtchristlichen Religionen führt, insbesondere mit der Welt des Judentums und des Islam.
Setzt diesen Weg fort! (...) Der Aufbau des wahren Friedens, der aus den Tiefen der christlichen Existenz als kommunizierende Energie entspringt, ist die Berufung der Gläubigen.
Deshalb seid auch ihr in den letzten Jahren zu eifrigen Friedensarbeitern geworden, besonders in bestimmten Regionen der Welt, die von Konflikten und gewaltsamen Auseinandersetzungen heimgesucht werden. Ihr seid von dem Bewusstsein beseelt, dass die Suche nach dem Verbindenden - wie mein verehrter Vorgänger, Papst Johannes XXIII., bemerkte - und die Zurückstellung des Trennenden den Dialog und die Versöhnung fördern, die Rechtfertigung von Gegensätzen im Namen der Religion verhindern helfen und es den religiösen Traditionen in der Tat ermöglichen, die Befriedung zwischen sich bekriegenden Völkern zu fördern.
Wie könnte man vergessen, dass gerade vor einem Jahr, am 4. Oktober 1992, dem Fest des Heiligen Franziskus von Assisi, in Rom ein Friedensabkommen zwischen den Kriegsparteien in Mosambik unterzeichnet wurde, nach zweieinhalbjährigen Verhandlungen, die eben hier in Sant'Egidio stattfanden?"
Seitdem ist die Gemeinschaft Sant'Egidio in der Welt gewachsen. Dabei ist es so, wie Papst Johannes Paul II. zu sagen pflegte: "Wo es andere Gemeinschaften von Sant'Egidio gibt - auch wenn sie nicht in Rom sind -, sind sie immer 'von Rom'. Das ist schön und berührt mein Herz als Bischof von Rom, der immer nicht nur an Rom, sondern an die ganze Welt denken muss. Eure Gemeinschaften tragen das Zeichen dieser Mutterschaft der Kirche von Rom, die in der Nächstenliebe den Vorsitz führt und für die ganze Welt offen ist".
Die Predigt des Papstes am 3. Oktober 1993 in Santa Maria in Trastevere (IT)