Am 2. August wird an die Liquidierung des "Zigeunerlagers” im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gedacht. In der Nacht des 2. August 1944 bis zum folgenden Tag wurden 4000 Menschen in den Gaskammern getötet. Überwiegend waren es Frauen und Kinder. Sie gehörten zu den 23.000 Roma und Sinti (in den Dokumenten als Zigeuner bezeichnet), die nach Auschwitz deportiert worden waren.
Vor einigen Jahren wurde der Roma Genocide Remembrance Day eingerichtet, um an den Genozid an den Roma und Sinti im Zweiten Weltkrieg zu erinnern, der in der Sprache Romanes Porrajmos (Verschlingen) oder Samudaripé (Vernichtung) genannt wird. Dabei kamen eine Halbe Millionen Angehörige dieser Bevölkerungsgruppe ums Leben.
Das Gedenken des Porrajmos ist ein Anlass zum Nachdenken über das Übel, das durch rassistische Ideologien verursacht wird. Denn sie haben den Boden für Diskriminierung und Vernichtung in den Konzentrations- und Vernichtungslagern bereitet. Es ist eine Geschichte der Verachtung gegenüber der größten Minderheit in Europa. Diese Wunde für den europäischen Kontinent ist eine Anfrage an das Gewissen, denn immer noch kommt es zu Gewalt in Worten und Haltungen gegenüber dem Volk der Roma. Auch ist man in vielen Regionen noch weit von einer vollständigen Integration in den Bereichen Schule, Gesundheitswesen und Wohnen dieser sehr altermäßig sehr jungen Minderheit entfernt, die überwiegend aus Minderjährigen besteht.
In Würzburg nahm Rita Prigmore an der Gedenkfeier anlässlich des Gedenktages an den Porajmos teil, bei dem Bürgermeister Heilig und der Vertreter der Sinti und Roma in Deutschland sprachen. Rita Prigmore wurde im Dritten Reich Opfer der medizinischen Versuche an Zwilligen von Roma und Sinti, die durch den berüchtigten Arzt Dr. Mengele durchgeführt wurde. Dabei kam ihre Zwillingsschwester 1943 kurz nach der Geburt an der Würzburger Universitätsklinik ums Leben, sie selbst leidet seitdem unter schweren gesundheitslichen Schäden. In ihrem Beiträg erinnerte sie daran, dass gerade in der Pandemie die weiter bestehende Benachteiligung der Minderheit der Roma und Sinti besonders deutlich geworden ist, was Bildung und Gesundheitsversorgung betrifft. Eindringlich erinnerte sie auch an das Leid der alten Menschen in dieser Krise und rief zur Unterstützung des Appells der Gemeinschaft Sant'Egidio auf "Unsere Zukunft nicht ohne die alten Menschen" und zu gleichen Rechten bei der Gesundheitsversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger.
Rede von Rita Prigmore bei der Gedenkfeier in Würzburg am 2. August 2020