Wie schon seit 18 Jahren zog auch in diesem Jahr ein Schweigemarsch mit einer großen Zahl von Menschen durch die schon adventlich beleuchteten Straßen der Würzburger Innenstadt, um an die erste große Deportation von Juden aus Würzburg am 27. November 1941 zu erinnern. Es war der Beginn der Vernichtung des Judentums in Würzburg und in ganz Europa, die ihre Wurzeln schon in einer Jahre lang geplanten und systematisch durchgeführten Propaganda und Ausgrenzung der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben hatte, wie Pfarrerin Angelika Wagner von Sant‘Egidio in ihrer Rede betonte. Nur ganz wenige überlebten die Deportationen, die zunächst in die neu besetzten baltischen Länder führte und später direkt in die Vernichtungslager. Die Lichter der Teilnehmer, unter denen viele Jugendliche und Schüler, sowie Neueuropäer und Immigranten waren, vermischten sich in der Dunkelheit mit den adventlichen Lichtern zum Zeichen der Hoffnung, dass die Erinnerung und das Interesse für den Anderen niemals mehr zulassen werden, dass Menschen anderer Kultur oder Religion ausgegrenzt werden. Der zunehmenden Verbreitung von Populismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit wurde die Überzeugung entgegengesetzt, dass Begegnung und Freundschaft ein menschliches Zusammenleben möglich machen.
Die jüdische Gemeinde war neben Rabbiner Ebert durch Dr. Josef Schuster, den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, vertreten, der Sant’Egidio dafür dankte, dass die Gemeinschaft seit vielen Jahren und mit zunehmender Beteiligung dieses wichtige Gedenken durchführt, das in diesen Zeiten immer wichtiger wird. Oberbürgermeister Schuchardt mahnte im Namen der Stadt Würzburg und des Bezirkstags von Unterfranken, dass alle Bürger aufgerufen sind, aufmerksam füreinander zu sein und aus der Geschichte zu lernen, Ansätze von Ausgrenzung nicht zu unterschätzen. Bevor der Zug vom Domplatz durch die Innenstadt zum Ort der ehemaligen Schrannenhalle aufbrach, in der sich die Juden vor der Deportation vor 77 Jahren einfinden mussten, hatten Weihbischof Ulrich Boom und der stellvertretende evangelische Dekan von Egidi das Gedenken eingeleitet und betont, wie wichtig es ist, noch heute weiter über diese Ereignisse zu sprechen.
Für die Jugend für den Frieden von Sant’Egidio sprach Zara aus Afghanistan und berichtete von ihrer Flucht, der Gewalt durch die Taliban und der erlebten Diskriminierung, die ihre Familie erlebt hat. Die Beschäftigung mit der jüdischen Geschichte sei für sie eine Hilfe, um zu verstehen, wie ein gutes Zusammenleben der Religionen und Kulturen durch die Jugendlichen in Freundschaft aufgebaut werden kann. Dafür setzt sie sich in der Schule des Friedens mit Sant’Egidio ein.