Mit dem 11. September wurde ein Datum mit besonderer Bedeutung ausgewählt, um in Berlin diesen Panel im Rahmen des von der Gemeinschaft Sant´Egidio organisierten Internationalen Friedenstreffens abzuhalten. Der Jahrtag der Anschläge auf das World Trade Center erinnert uns daran, zu welch verheerenden Folgen Spaltungen führen können. Während des Panels haben herausragende Intellektuelle über das Thema „Keine Mauer steht ewig“ nachgedacht, ein Mantra für eine Welt, in welcher der Friede über den Konflikt triumphieren möge.
Peter Brandt: Im Laufe der Geschichte waren die Mauern ein Symbol von Schutz aber auch von Trennung. Von Jericho bis zum Römischen Reich, von den mittelalterlichen Grenzen bis zur Mauer in Berlin, jede Mauer hat eine Geschichte von Isolierung zu erzählen. Während die Mauer von Berlin Europa geteilt hat, brachte sie auch Friedensbewegungen hervor. Organisationen wie die Gemeinschaft Sant´Egidio haben in diesen stürmischen Zeiten eine Schlüsselrolle gespielt in den Bemühungen um Entspannung.
Patrizia Giunti: Um die Natur der Mauern zu verstehen, muss man eine Reise durch die Zeiten unternehmen. Von den antiken schützenden Mauern Jerichos und Roms hin zu den mittelalterlichen Bollwerken bis zur tragischen Geschichte der Mauer in Berlin haben wir gesehen, wie physische Barrieren einen tiefe Auswirkung auf die menschliche Psyche haben können. Der Fall dieser Mauern eröffnet jedoch immer Möglichkeiten, auch wenn wir – wie die Autorin betont – diese Gelegenheiten nicht immer bestmöglich nutzen.
Puthan Veetil Rajagopal: Inspiriert von Persönlichkeiten wie Gandhi und Vinoba Bhave appelliert Rajagopal, über die vom Menschen geschaffenen Trennungen hinwegzublicken. Das Bild der Erde, gesehen als Raum, frei von Grenzen, sympolisiert die Idee, dass wir über die Barrieren hinwegblicken sollen. Seine Worte fordern uns auf, die Mauern zu Fall zu bringen, welche die Stimmen der Marginalisierten zum Schweigen bringen, und für eine vereinte Welt zu arbeiten.
Sammak: Die Geschichte ist gesäumt von Missverständnissen, teils mit tragischen Folgen, wie es die Ereignisse in Hiroshima und Nagasaki und die Kubakrise zeigen. Diese Ereignisse zeigen, wie es von höchster Wichtigkeit ist, für das gegenseitige Sich-Verstehen und den Frieden in unserer vernetzten Welt zu arbeiten.
Matteo Zuppi: In einer Epoche zunehmender Globalisierung bedeutet das Sich-Identifizieren mit Mauern nicht nur ein Widerspruch, sondern macht auch verletzlicher. Zuppi erinnert daran, dass im Zentrum eines jeden Konflikts das Fehlen des Dialogs steht. Die wahren Friedensstifter sind jene, die sich um Verständnis und Gerechtigkeit bemühen abseits der Spaltungen. Und auf poetische Weise betonte er: Während der Himmel keine Mauern hat, müssen wir uns bemühen, die Mauern auf der Erde niederzureißen.
Zusammengefasst: In einer Welt, wo aus Angst und dem Bemühen, den Status Quo aufrecht zu erhalten, Mauern aufgebaut werden, erinnern uns diese Stimmen an die Dringlichkeit, diese Hindernisse zu beseitigen. Nicht nur physische Mauern, sondern auch mentale Mauern. Die Gemeinschaft Sant´Egidio verpflichtet sich mit diesem Treffen erneut zum Einsatz für eine Welt, in der der Friede, das gegenseitige Verständnis und die Harmonie über den Trennungen und Konflikten steht.