Das Friedenstreffen der großen Weltreligionen, das von der Gemeinschaft Sant'Egidio organisiert wird, macht dieses Jahr vom 10. - 12. September in Berlin Station.
Berlin ist die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, eine Stadt mit einer vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten bewegten Geschichte.
Diese Geschichte ist leider auch von großem Leid geprägt: der Weltkrieg, der Totalitarismus, die Shoah, die Teilung, die Mauer. Daher blicken wir auf eine Geschichte großer Leiden zurück, wenn wir nach Berlin kommen. Doch wir denken auch an die überraschend positiven Ereignisse, die in dieser Stadt stattgefunden haben: wie der Fall der Mauer, die die Stadt Berlin und ganz Deutschland über 28 Jahre lang in zwei Hälften geteilt hat.
Eine sehr lange Mauer, 43 Kilometer innerhalb der Stadt und 112 Kilometer zwischen Berlin und der DDR. Doch durch eine friedliche Revolution, wie ich betonen möchte, durch den Wagemut so vieler, die gearbeitet haben, durch Diplomatie, sowie den Druck des Volkes und der Zivilgesellschaft und auch durch die Gebete so vieler Menschen ist diese Mauer irgendwann gefallen. Und es begann die Zeit der Wiedervereinigung, natürlich für Deutschland, aber auch eine Zeit der Demokratie und der Freiheit für Millionen und Abermillionen von Menschen in dem, was man früher Osteuropa nannte.
Wir werden hier in Berlin diese ganze Geschichte mit unseren eigenen Händen berühren, um zu verstehen, wie der Wagemut derer, die den Fall der Mauer ermöglichten, heute zu unserem Wagemut werden kann, zum Wagemut der Religionen, um die große Mauer einzureißen, die die Welt heute trennt, nämlich die des Krieges.
Es gibt viele Mauern, sichtbare wie die des Krieges in der Ukraine, in Syrien und anderen Teilen der Welt, und unsichtbare wie diejenigen, die Migranten daran hindern, unseren Kontinent oder andere Kontinente legal zu erreichen, um ein besseres Leben führen zu können. Wir sind hier, um Mauern zu überwinden. Wir sind friedlich und mit allen Religionen durch ein unablässiges Gebet verbunden. Aber wir fragen uns auch, wie wir mutiger sein können, um die vielen Mauern einzureißen, die diese Welt spalten.
Über all das wird in Berlin in zwei Tagen in 20 Foren diskutiert. Diese Tage enden dann im Gebet der verschiedenen Religionen und in der großen Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor.
Alle sind eingeladen, an diesem Ereignis teilzunehmen. Diejenigen, die nicht persönlich in Berlin dabei sein können, auch über die sozialen Medien und über die Homepage der Gemeinschaft Sant'Egidio, die viele der Inhalte in den Debatten und Diskussionen dieser Tage live übertragen wird.
Also, herzlich willkommen in Berlin, denn wir wollen „Den Frieden wagen“!
Marco Impagliazzo