FRIEDEN

Die Mission von Zuppi, eine Spirale des Friedens. Leitartikel von Marco Impagliazzo

Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich im schlimmen Kriegsszenario in der Ukraine inmitten von Bombardierungen, schrecklichem Leid der Bevölkerung und jetzt auch der Zerstörung eines wichtigen Staudamms in der Nähe von Cherson mit unabsehbaren Folgen

Natürlich ist es vorerst noch ein kleiner Lichtblick. Es ist die Mission von Kardinal Matteo Zuppi, dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, in Kiew: ein bedeutendes Novum, weil sie gegen den Strom schwimmt, gegen die Winde des Krieges, die unaufhaltsam zu sein scheinen, oder besser gesagt, an die wir uns alle ein wenig gewöhnt haben. Resigniert hat Papst Franziskus sicher nicht, der seit 15 Monaten unermüdlich dazu aufruft, dass die Waffen schweigen, bevor es zu schwierig wird, ihnen Einhalt zu gebieten.

Deshalb hat er einen Sondergesandten, Kardinal Zuppi, mit einer humanitären Mission betraut, der sich in der Vergangenheit mehrfach für den Frieden eingesetzt hat: nicht nur vor mehr als 30 Jahren mit der Gemeinschaft Sant'Egidio für Mosambik, sondern auch in den 1990er Jahren für Burundi, das vom Völkermord bedroht war, zusammen mit dem Nobelpreisträger Nelson Mandela und dem tansanischen Staatschef Julius Nyerere, und auch für andere Länder.
Wie in der Pressemitteilung des Vatikans zur Ankündigung des Besuchs bekräftigt wurde, handelt es sich bei der Mission in der Ukraine nicht um eine "Vermittlungsmission". Es handelt sich um eine humanitäre Mission des Zuhörens. Hier muss man ansetzen: Initiativen zur Unterstützung der Bevölkerung und insbesondere der Kinder, die mehr als alle anderen unter den Folgen des Krieges leiden. Und dann ist es notwendig, zuzuhören, um zu verstehen, wo und wie Kanäle geöffnet werden können, um den Leidenden zu helfen.

Ein Zuhören, das vor jeder anderen Aktion kommt und das auf jeden Fall die Hoffnung nach Monaten des Kampfes wieder aufleben lässt. Zuppi hörte zu, er besuchte Orte des Schmerzes wie Bucha, er traf sich mit religiösen und zivilen Vertretern, darunter Wolodymir Selensky. Das Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten, der sich Moskau gegenüber weiterhin völlig verschlossen gibt, wurde vom Nuntius des Vatikans, Visvaldas Kulbokas, als "aufrichtig, herzlich und wichtig" bezeichnet. Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz hat die Anliegen von Papst Franziskus, der von allen als geistiger und moralischer Führer der Welt anerkannt wird, gehört und nach Kiew gebracht, auch weil er kein Träger wirtschaftlicher oder nationaler Interessen ist.

Was war letztendlich die Bilanz des Besuchs? Das werden wir in den kommenden Tagen besser verstehen, auch weil es sich nur um die erste Etappe einer langen Reise handelt, die nicht nur die russische Station, sondern auch die anderer Länder umfasst, in denen sich mehrere wichtige Akteure für die Lösung der Krise aufhalten. Der Frieden ist das Endziel von Papst Franziskus, der sich diese Mission sehr gewünscht hat. Zuppi geht mit großem Realismus an die Sache heran, denn er ist sich aller bestehenden Schwierigkeiten bewusst und versucht, eine humanitäre Aktion auf die Beine zu stellen, die von allen Parteien akzeptiert wird, ohne jedoch dieses Ziel aus den Augen zu verlieren.

Wie er vor seiner Abreise nach Kiew in einem Grußwort, das er am Ende der Messe in Rom sprach, bekannte: "Das Leiden, der Schmerz erzwingen die Beharrlichkeit des Gebets und die Suche nach allen Wegen, damit der Frieden kein ferner Traum ist, sondern Wirklichkeit wird". Bevor er sich von allen verabschiedete, verlas er das bewegende Gebet, das die Enzyklika Pacem in Terris abschließt, die vor 60 Jahren von Johannes XXIII. geschrieben wurde, dem Papst, der 1962 zur Lösung der Kuba-Krise zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion beitrug: Der Herr "möge auch den Geist der Regierenden erleuchten, daß sie mit angemessenem Wohlstand ihren Bürgern auch das schöne Geschenk des Friedens sichern. Endlich möge Christus selbst den Willen aller Menschen entzünden, daß sie die Schranken zerbrechen, die die einen von den andern trennen; daß sie die Bande gegenseitiger Liebe festigen, einander besser verstehen, daß sie schließlich allen verzeihen, die ihnen Unrecht getan haben... und so wird stets in ihnen der ersehnte Friede herrschen."

[Marco Impagliazzo]

Fotos vom Besuch von Kardinal Matteo Zuppi bei der Gemeinschaft Sant'Egidio in der Ukraine während der Friedensmission