"Niemand hat das Recht, einen Menschen willkürlich seines Lebens zu berauben. Die Todesstrafe ist verboten". So steht es in Artikel 15 Absatz 2 der neuen Verfassung Kasachstans, die gestern, am 5. Juni 2022, in einem nationalen Referendum angenommen wurde. In dem zentralasiatischen Land ist die Todesstrafe daher auf endgültige Weise abgeschafft.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio, die sich seit 20 Jahren gemeinsam mit der kasachischen Regierung für die Abschaffung der Todesstrafe im Rechtssystem einsetzt, bringt ihre große Genugtuung zum Ausdruck und beglückwünscht den Präsidenten der Republik Kassym Jomart Tokajew zu diesem radikalen Bekenntnis zum Recht auf Leben. Diese historische Entscheidung wurde durch die aktive Zusammenarbeit zwischen Sant'Egidio und der Republik Kasachstan ermöglicht, bei der die inzwischen verstorbene Juristin Tamara Ivanovna Chikunova an der Spitze der von ihr gegründeten Vereinigung "Mütter gegen die Todesstrafe und Folter" stand, die sich unermüdlich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzte: vom 18. Dezember 2003, als einem von ihr verteidigten Jungen dank eines ersten Moratoriums im Land das Leben gerettet wurde, bis zum 24. September 2020, dem Datum der Ratifizierung des Beitritts zum Zweiten Protokoll zum Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte, und am 29. Dezember desselben Jahres die Ratifizierung der Abschaffung der Todesstrafe durch das Parlament.
Was die informelle Diplomatie betrifft, so nahm Präsident Tokajew selbst 2007 - damals als Senatspräsident - an dem von Sant'Egidio in Neapel organisierten Friedensgebet teil. Der Dialog wurde dann im Rahmen der jährlichen Treffen der Justizminister verschiedener afrikanischer und asiatischer Länder fortgesetzt, die von der Gemeinschaft in Rom veranstaltet wurden.