Beim 102. Katholikentag in Stuttgart zum Thema "Leben teilen" hat Sant'Egidio ein wichtiges Podium unter dem Titel "Es lebe, wer alt ist! Schutz und Würder im Alter - Lehren aus der Pandemie" mit hochrangigen Vertretern veranstaltet, das sich mit den teilweise dramatischen Folgen von Covid-19 auf ältere Menschen und insbesondere auf diejenigen ausgewirkt hat, die unter Einsamkeit leiden oder in Institutionen leben und deren Leben häufig nicht ausreichend geschützt werden konnte. 85% der an Corona Verstorbenen in Deutschland waren über 70 Jahre alt und davon lebte eine große Zahl in Heimen. Dr. Mahler vom Deutschen Institut für Menschenrechte, die Zuständige für die Fragen der älteren Menschen, die sie auch bei den Vereinten Naitonen vertritt, forderte ein Umdenken und einen größeren Schutz vor Diskriminierung im Alter, die sich auf vielfältige Weise, u.a. bei der Digitalisierung zeige. Außerdem schlug sie vor, einen besonderes Schutz von älteren Menschen ins Grundgesetz aufzunehmen. Prof. Görres von der Universität Bremen wies darauf hin, dass die Pandemie wie ein Brennglas die Schwächen der Institutionen verdeutlicht habe. Er forderte neue Formen des Wohnen und der Pflege als Alternative zu den großen Institutionen, wie Wohngruppen oder selbstbestimmte Gemeinschaften im kleinen Rahmen. Niemals dürfe die Pflege unter ökonomischen Gesichtspunkten organisiert werden, wie das leider vorkommt.
Susanne Bühl von der Gemeinschaft Sant'Egidio berichtete vom Einsatz für die älteren Menschen seit vielen Jahren und den Reichtum der älteren Menschen für unsere Gesellschaft. Man dürfe nach der Pandemie nicht einfach zur Tagesordnung übergehen umd müssen Konsequenzen ziehen, das sei auch zum Wohl unserer gesamten Gesellschaft. Landesbischof Manske von Schaumburg-Lippe berichtete von dem Einsatz der Seelsorge in seiner kleinen Landeskirche, die in Verhandlungen mit der Landesregierung in Niedersachsen in der Pandemie trotz der Einschränkungen in Heimen möglich war und sehr großen Trost vermittelt habe.
Das Podium lenkte die Aufmerksamkeit auf eine Krise, die angesichts der aktuellen Entwicklungen und der Tendenz zum Vergessen in Gefahr ist, in den Hintergrund gedrängt zu werden. Es war ein dringender Appell, unsere "Zukunft nicht ohne die alten Menschen" zu gestalten, wie es auch im während der Pandemie veröffentlichen Appell von Sant'Egido heißt. Dies kann möglich werden, wenn Institutionen, Kirchen und gesellschaftliche Verbände ihre Erfahrungen und ihren Einsatz bündeln, wie es im Podium schon sehr schön sichtbar wurde.
Der Tag wurde mit dem Friedensgebet in der großen Johanneskirche im Zentrum Stuttgarts abgeschlossen, bei dem neben der Ukraine an alle Länder erinnert wurde und für sie jeweils eine Kerze entzündet wurde, die unter der Gewalt von Krieg und Konflikten leiden. Inständig wurde für den Frieden gebetet, dass die Waffen schweigen und durch Worte und Dialog ersetzt werden.