Buchvorstellung "Verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden": den Reichtum der alten Menschen schätzen für eine menschlichere Gesellschaft

In der Würzburger Marienkapelle wurde das Buch "Verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden" über die Spiritualität alter Menschen in der Bibel vor einem großen und interessierten Publikum vorgestellt. Auf der Grundlage der über 50jährigen Erfahrung der Gemeinschaft Sant'Egidio im Bündnis mit den älteren Menschen werden ältere Menschen der Bibel mit ihrer Geschichte und Glaubenserfahrung vorgestellt und für den heutigen Leser als Vorbild dargestellt.

Die im Echter-Verlag in der Reihe der "Sant'Egidio-Bücher" veröffentlichte deutsche Ausgabe wurde von den Gästen in ihrer Vielfalt an spirituellen und menschlichen Impulsen gewürdigt. Die bayerische Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm wies darauf hin, dass verstärkt durch die Pandemie die älteren Menschen teilweise vergessen werden. Dabei sei nicht nur ihr menschlicher und spiritueller Reichtum ein Gewinn, durch ihren ehrenamtlichen Einsatz erbringen sie auch eine ökonomische Leistung, die nicht von Institutionen erbracht werden könnten. Die Schwäche des Alters sollte nicht als Last, sondern als Chance begriffen werden, um zu erkennen, dass die beste Medizin in jedem Alter die menschliche Nähe ist.

Bischöfin Beate Hofmann von der Landeskirche Kurhessen-Waldeck warf aus der persönlichen Erfahrung mit ihrer pflegebedürftigen Mutter einen Blick auf das Buch. In Bezug auf die Witwe Hanna bei Lukas und Noomi im Buch Rut hob sie den Schatz des Lebens in der Gebrechlichkeit hervor. Hanna sei die erste Verkünderin des Evangeliums, wie viele ältere Frauen unserer Zeit, Noomi kann durch die Freundschaft der jungen Rut ihre Resignation überwinden. Im Blick auf den Tag der Pflege am 12. Mai das Buch eine Hilfe, um den alten Menschen nicht nur als "Fall", sondern als Person wertzuschätzen. Prof. Dr. Schmitz, Lehrstuhlinhaberin für Altes Testament an der Universität Würzburg, weitete den Blick auf das Gebot, Vater und Mutter zu ehren, wobei das Wort "ehren" eine konkrete Zuwendung bis zur Sorge um eine würdige Bestattung enthält, was heute nicht mehr selbstverständlich ist. Die Witwe Judit zeige eine selbstbestimmte alte Frau, die durch die Begleitung einer Dienerin und das Glück eines wohlhabenden Lebens zeige, wie viel Lebensenergie bei älteren Menschen vorhanden ist. Dieter Wenderlein von der Gemeinschaft Sant'Egidio hob hervor, dass die Bibel die älteren Menschen nicht nur als Objekt der Fürsorge schildert, sondern ihnen die Würde schenkt, in der Schwäche einen Dienst für die anderen tun zu können. Das Bündnis von jüngeren und älteren Menschen stelle sich als Reichtum heraus, müsse allerdings mit allen Schwierigkeiten aufgebaut werden. Diese lohnenswerte Mühe zeige sich an vielen Beispielen der Schrift. Denn wie die Gemeinschaft Sant'Egidio gern wiederholt, ist niemand zu alt oder zu schwach, dass er nicht etwas sinnvolles für die anderen tun könne.

 Maria Cristina Marazzi, Ambrogio Spreafico, Francesco Tedeschi, Verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden. Die Spiritualität alter Menschen in der Bibel. Mit einem Beitrag von Andrea Riccardi, Echter-Verlag, Würzburg 2021.

 

Video