Am Mahnmahl für die Opfer der Shoah vor dem Würzburger Hauptbahnhof versammelten sich mehrere Hundert Personen, darunter viele Jugendliche aus verschiedenen Schulen und Neueuropäer, um der Deportation der Juden aus Würzburg und Unterfranken unter dem Motto "Keine Zukunft ohne Erinnerung" zu gedenken, die geanau vor 80 Jahren begann. Mitten im Zweiten Weltkrieg setzten die Nationalsozialisten ihren perfiden Plan um, den sie akkribisch und systematisch mit einer fortlaufenden Diskriminierung und Marginalisierung der Juden aus dem öffentlichen Leben begonnen hatten.
In den Beiträgen nahmen viele Redner Bezug auf die massive Zunahme von Antisemitismus und Rassismus, die sich in der Zeit der Corona-Krise noch weiter verschärft hat. Dr. Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, erinnerte daran, dass die Ausgrenzung der Juden im Dritten Reich Mechanismen folgte, die sich auch heute wiederfinden und alle alarmieren müssen. Er dankte der Gemeinschaft Sant'Egidio, dass sie seit dem Jahr 2000 nicht müde wird, durch diesen Gedenkweg die Erinnerung mit Leben zu erfüllen und für diese Entwicklungen zu sensibilisieren. Oberbürgermeister Schuchardt zeigte sich betroffen über die Zunahme von antisemitischen Tendenzen auch im Rahmen von Verschwörungstheoretikern dieser Krisenzeit und betonte, dass er nicht zulassen werde, wenn das Recht auf freie Meinungsäußerung für Rassismus und Diskriminierung missbraucht werde. Die Vertreter der Kirchen, Domkapitular Warmuth vom Bistum. und der evangelische Dekan Slenczka, leiteten den Gedenkzug auf dem Bahnhofsplatz ein und erinnerten an das blühende jüdische Leben vor der Machtergreifung, als es in Unterfranken die größte Dichte an jüdischen Gemeinden und Synagogen in ganz Deutschland gab, von denen nur noch eine Gemeinde übrig geblieben sei. Umso mehr sei das Gedenken von Bedeutung. Pfarrerin Wagner warnte davor, dass die Geschichte lehrt, wie schnell aus Worten und verachtenden Äußerungen schreckliche Taten werden können und dass die gegenwärtige Generation zusammen mit den Jugendlichen die Veranwortung trage, dieses Gedenken auch im 21. Jahrhundert lebendig zu erhalten, nachdem 80 Jahre nach diesen grausamen Ereignissen kaum mehr Zeugen am Leben seien. Eine Schülerin von der Bewegung Jugend für den Frieden, deren Eltern selbst vor dem Krieg in Bosnien fliehen mussten, las ein Zeugnis der Würzburgerin Hilde Sherman, die als einzige ihrer Familie die Shoah überlebte. Sie forderte vor allem die Jugendlichen auf, sich für Frieden, Zusammenhalt und Respekt in unserer Gesellschaft einzusetzen.
Ansprache Dr. Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland