"Ich war noch ein Kind, als die Vlora vor 30 Jahren in Italien ankam, ein Schiff voll mit jungen Albanern auf der Suche nach einer besseren Zukunft. In diesen Tagen habe ich mit der Jugend für den Frieden der Gemeinschaft Sant'Egidio die gleiche Reise in umgekehrte Richtung gemacht. Wir fuhren nach Elbasan, und es war eine Freude für mich, meine Freunde aus der psychiatrischen Klinik Sadik Dinci wiederzusehen, nachdem sie anderthalb Jahre lang wegen der Pandemie völlig geschlossen waren.
So beginnt der bewegende Bericht von Laura, einem Mädchen aus der Gruppe "Jugend für den Frieden" der Gemeinschaft Sant'Egidio in Genua, die diesen Sommer nach einem schwierigen Jahr für Albanien - und nicht nur dort - ihre Sommerferien damit verbrachte, ihre albanischen Freunde zu besuchen, die durch die Pandemie so lange isoliert waren.
In der Klinik gibt es mehr als 300 psychiatrische Patienten, von denen viele vor allem unter Armut leiden: Menschen ohne Familie und ohne Mittel, Bedingungen, unter denen selbst eine kleine Schwierigkeit leicht zu einer Pathologie wird. Die Pandemie hat auch die wenigen Familienmitglieder, die sie früher besuchten, ferngehalten. Es war unmöglich, selbst für kurze Momente die Einrichtung zu verlassen, wie zum Beispiel einen Kaffee im Café neben dem Krankenhaus zu trinken.
"Nazif erzählte mir, dass seine Tage anderthalb Jahre lang nur aus Essen und Schlafen bestanden. 'Ich war fast immer im Bett. Was könnte ich tun? Irgendwann dachte ich, dass mich nie wieder jemand besuchen würde'", erzählt Laura.
"Ich konnte Nazif wiedersehen, weil das Krankenhaus der Gemeinschaft eine Sondergenehmigung erteilt hat: Jeden Morgen konnte eine Gruppe von Patienten endlich die Station verlassen, um bei uns zu sein. Wir trafen uns wieder in dem großen Betoninnenhof des Krankenhauses. Nazifs Augen waren voller Freude nach der Verzweiflung der langen Zeit der Isolation. 'Ich wusste, dass du zurückkommen würdest!' Überall um uns herum schauten viele kranke Menschen aus den Fenstergittern, lächelten und sprachen uns mit Namen an und freuten sich über unseren Besuch, was mich sehr beeindruckte: Sie erinnerten sich an unseren Namen, obwohl schon einige Zeit vergangen war. Leonida zähle die Namen aller Freunde auf, die er in den letzten zwölf Jahren kennen gelernt hatte: 'Ihr habt mich unterhalten', sagte er mit Tränen in den Augen, 'aber vor allem habt ihr mich nie vergessen: Ihr seid unsere Zukunft'."