Am Vorabend des synodalen Weges „Alles kann sich ändern“

Andrea Riccardi bei der Buchvorstellung der deutschen Auflage

Mehrere Hundert Personen waren in die voll besetzte Herz-Jesu-Kirche in München gekommen, in der Sant’Egidio seit einigen Jahren das Weihnachtsmahl mit den Armen feiert. Hochrangige Vertreter aus Kirche und Gesellschaft diskutierten mit dem Autor Andrea Riccardi über sein Buch „Alles kann sich ändern“, das sich auf der Grundlage der 50jährigen Erfahrung der Gemeinschaft Sant’Egidio mit Fragen von Kirche und Gesellschaft beschäftigt. Neben Kardinal Marx, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, sprachen der evangelische Bischof em. von Berlin und die ehemalige Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan.

Ein besonderer Blick wurde auf den beginnenden synodalen Weg der katholischen Kirche gelenkt, dessen erste Vollversammlung vom 30.1.-1.2. in Frankfurt stattfindet. Kardinal Marx dankte der Gemeinschaft Sant’Egidio für ihren Beitrag für eine Kirche, die Aktion und Kontemplation verbindet. Diese Verbindung sieht er als wichtigen Impuls für eine Kirche, die vom Geist des Konzils geprägt ist und eine tiefe Verwurzelung in der Heiligen Schrift mit zahlreichen konkreten Initiativen für Menschen am Rande der Gesellschaft verbindet.

Frau Schavan sagte mit Blick auf ihre enge Zusammenarbeit mit Sant’Egidio in ihrer römischen Zeit, dass die Gemeinschaft ein Bezugspunkt für viele Suchende geworden ist und den Geist der Freundschaft verbreitet. Bischof Dröge hob vor allem den ökumenischen und interreligiösen Einsatz von Sant’Egidio hervor, an dem er seit Jahren mit beteiligt ist. Die Friedenstreffen im Geist von Assisi und allgemein die Offenheit von Sant’Egidio über konfessionelle Grenzen hinweg, ohne die eigene Herkunft zu verleugnen, sei ein wichtiger Beitrag in einer Welt, die immer mehr der Versuchung ausgesetzt ist, sich in abgrenzenten Identitäten oder im Profildenken abzuschotten.

Schließlich dankte Prof. Andrea Riccardi den Gästen und rief dazu auf, mit Offenheit und Dialog, auf die Tendenzen der Abschottung und Selbstbezogenheit zu antworten. Der Weg der Kirche stehe gerade erst am Anfang, betonte er, denn wir leben nicht im Niedergang oder Untergang der Kirche und des Christentums, sondern in ihrem Frühling. Mit diesem Vertrauen wünschte er dem synodalen Weg ein gutes Gelingen.

Artikel der Süddeutschen Zeitung