Dreißig Jahre nach dem Mauerfall hat die Gemeinschaft Sant’Egidio in den letzten zwei Wochen verschiedene Veranstaltungen organisiert, um die Botschaft „No more walls“ den Menschen Berlins zuzurufen. Denn nach der großen Freude von 1989 und der Hoffnung auf eine Zeit von universalem Frieden werden in der Globalisierung heute weltweit über 20 neue Mauern gezählt, wie z.B. an der Grenze der USA zu Mexiko oder zwischen Ungarn und Serbien. Doch auch in den Stadtvierteln der Großstädte gibt es Mauern, die weniger sichtbar sind: zwischen Einheimischen und Fremden, Alten und Jungen und andere. Sant'Egidio in Berlin ist in schwierigen Vierteln wie Neukölln, Hohenschönhausen und Marzahn tätig und baut Brücken zwischen Menschen und Kulturen besondern durch die Schulen des Friedens.
Stimmen der Kinder aus über 20 Nationen sprachen über die Schönheit des Zusammenlebens und ihren Traum für ihre Stadt und die ganze Welt. Die neunjährige Hevy erzählte, wie ihr die „Schule des Friedens“ geholfen hat, ihr Heimweh nach Syrien zu überwinden, und wie sie dort eine neue Aufgabe für sich gefunden hat: „Wir können alle helfen. Und wir müssen alle helfen, denn auf der Erde läuft etwas schief. Es gibt Krieg, viele Menschen sind arm, viele haben Hunger und manchen Menschen stehen Mauern im Weg.“
Der zehnjährige Kaan aus Neukölln und seine achtzigjährige Freundin Erika führten einen Dialog auf der Bühne miteinander und zeigten, dass das Leben schöner wird, wenn auch die Mauer zwischen alt und jung eingerissen wird: „Ich komme auch zu Erika, weil ich neue Freunde finden will. Vielleicht findet ihr das komisch, weil sie ja schon 80 Jahre alt ist. Aber ich will euch sagen, dass alle Freunde werden können!“
Ein besonderer Aufruf zum Abbau aller Mauern kam auch von Pater Alejandro Solalinde, der sich an einer der größten heute noch bestehenden Mauern in der Welt, der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko, für Migranten und Flüchtlinge einsetzt. Er sprach zu Hunderten von Schülern und sagte: „Warum haben wir Angst vor den Migranten? Wir sind doch selbst alle Migranten. Wir kommen auf die Erde und nach ein paar Jahren oder Jahrzehnten müssen auch wir die Erde wieder verlassen. Haben wir keine Angst!“
Mit diesen vielfältigen Zeugnissen haben die Jugendlichen der Gemeinschaft Sant´Egidio ihre besondere Verantwortung in Berlin zum Ausdruck gebracht – in einer Stadt, die den Fall einer Mauer in ihrer Mitte mit großer Freude erlebt hat und diese Freude auch heute erneuern möchte, indem alle Mauern beseitigt werden.