Am 21. Mai wird der Gedenktag von Franz Jägerstätter begangen. Aus diesem Anlass besuchten drei Generationen der Gemeinschaft Sant´Egidio (Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ältere Menschen) aus München und Innsbruck St. Radegund, den Heimatort des Seligen, der uns gerade in der heutigen Zeit ein wichtiges Vorbild ist: Auf beeindruckende Weise hat der Bauer Franz Jägerstätter die Worte des Evangeliums in ihrer Tiefe aufgenommen und gelebt. Im Dunkel des Nationalsozialismus erkannte er den Ernst des Christseins und fragte sich, warum die Christen nicht mehr Widerstand gegen Hitler leisten. Seine Erklärung ist, dass die Christen lau geworden waren: „Die Christen haben das Bewusstsein für die Sünde verloren und können Gut und Böse nicht mehr voneinander unterscheiden. Sie sind zu Namenschristen geworden, also Christen nur noch dem Namen nach.“
Neben der Besichtigung seines Hauses und der Ausstellung durfte die Gruppe Maria, der Tochter von Franz Jägerstätter, begegnen und im Gespräch mit ihr den Persönlichkeiten ihrer Eltern sehr nahe kommen. Den Abschluss bildete ein Gebet in der Pfarrkirche des Ortes St. Radegund, dem „zweiten Zuhause“ des Seligen Franz und seiner Frau Franziska – als Gläubige und als Mesner.
Diese Reise nach St. Radegund zeigte den Teilnehmern auf deutliche Weise, wie es damals wie heute möglich ist, Jesus ganz konkret zu folgen, indem wir auf seine Stimme, auf sein Evangelium hören, das uns hilft das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Gerade in dieser von Gewalt gekennzeichneten Welt ruft uns das Lebensbeispiel von Franz Jägerstätter auf, wachen Herzens die Vorgänge unserer Zeit zu verfolgen und mit offenen Augen gegenüber Unrecht unsere Tage zu leben.
Menschen wie Franz Jägerstätter lassen den Traum von einer Welt in Frieden wachsen, der genährt ist von der Hoffnung des Evangeliums und der täglichen persönlichen Entscheidung.
Die Gemeinschaft Sant´Egidio bewahrt in der St. Bartholomäus-Basilika auf der Tiberinsel in Rom, am ökumenischen Gedenkort für die Märtyrer unserer Zeit, einen der letzten Briefe von Franz Jägerstätter auf, als Denkanstoß seines Glaubenszeugnisses für uns heute.