VERANSTALTUNGEN

München: Während der Antisemitismus zunimmt das Gedenken an den 20. November 1941, die erste Deportation von Juden aus München, um zu sagen: Nie wieder!

Am 20. November 1941 wurden 1000 Männer, Frauen und Kinder aus München nach Kaunas deportiert. Dort wurden sie im Fort IX inhaftiert und alle erschossen. Darunter waren 94 Kinder.
Die Gemeinschaft lädt seit 10 Jahren zu diesem Gedenken ein. In diesem Jahr war eine Delegation aus Kaunas anwesend, die daran erinnerten, in welch grausamer Weise die Deportierten dort eingesperrt waren und ermordet wurden.
Das Gedenken findet am Ort der ehemaligen "Sammelstelle Milbertshofen" statt, wo ein Lager stand, in dem alle Juden gesammelt wurden, ehe sie in den "Osten" und in die verschiedenen Konzentrationslager deportiert wurden.
Eine große Anzahl von Münchnern folgten dem Zug, der durch die Straßen von München zog. Schüler des Gymnasiums München Nord beteiligten sich mit sehr ernsthaften Beiträgen und trugen Texte jüdischer Schriftsteller vor. Ein Mitglied des "Museums Fort IX" aus Kaunas berichtete über die grausamen Ereignisse nach der Ankunft der Juden aus Deutschland, sichtlich bewegt.
Frau Stadträtin Lena Odel wies mit Nachdruck auf die Verantwortung der Stadt München hin und drückte ihre tiefe Betroffenheit darüber aus, dass die damaligen Verantwortlichen der Landeshauptstadt München sich an der systematischen Ausgrenzung und Gewalt gegen Jüdinnen und Juden beteiligten. Umso mehr dankte sie der Gemeinschaft uns allen, die immer wieder daran erinnen, und betonte die Notwendigkeit, keinen Namen zu vergessen. Herr Dekan Liess von der evangelisch lutherischen Kirche hob hervor, dass aus dem Vergangenen eine gesellschaftspolitische Verantwortung für heute erwächst. Das Erinnern braucht das ganz tiefe Mitgefühl und die große Empathie, ein Einführungsvermögen für die Gefährdung von Jüdinnen und juden aktuell in Deutschland. Antisemitismus ist mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar. Dekan Theil von der katholischen Kirche sprach sehr persönlich von seiner Neugier als 12 jähriger Junge, als er das erste Mal in Dachau war, vom Unvermögen der Eltern und Großeltern darüber zu sprechen und vom der Notwendigkeit, auch aus der persönlichen Geschichte wach zu sein heute. Alle Menschen, die unseren Glauben prägen, waren Juden, wie Jesus von Nazareth, Maria und die Apostel. Das Christentum löst nicht das Judentum ab, im Gegenteil, ohne die älteren jüdischen Brüder und Schwestern wäre das Christentum nicht zu denken. Frau Ursula Kalb von der Gemeinschaft Sant'Egidio erinnerte an das große Schweigen der Mehrheit damals und forderte dazu auf, auch heute nicht passiv zu bleiben, wo Unrecht und Ausgrenzung geschieht, sondern sich aktiv und bewusst für das Gute einzusetzen. Sie betonte die große Verbundenheit von Sant'Egidio seit vielen Jahren mit der Jüdischen Gemeinde, nicht nur in München, sondern in vielen Städten Europa und weltweit mit der Gewissheit, dass Sant'Egidio sie nie alleine lassen wird.
Von der Israelitischen Kultusgemeinde war Herr Oberrabbiner Shmuel Brodman anwesend, ein langjähriger Freund der Gemeinschaft Sant'Egidio. Er sprach als Überlebender der zweiten Generation, denn sein Vater war zusammen mit seiner Schwester und Mutter in drei Konzentrationslagern gewesen und hatte überlebt. Er dankte Sant'Egidio für die jahrelange Verbundenheit und Unterstützung, die ihnen gerade jetzt in dieser so schwierigen Zeit sehr wertvoll ist.

Rede von Stadträtin Odel

Rede vom ev. Dekan Liess

Rede von Ursula Kalb