Der 24. September ist ein Tag von besonderer Bedeutung für die katholische Kirche: Es ist der 109. Welttag des Migranten und Flüchtlings. Es ist eine Tradition, die ihre Wurzeln im Jahr 1914 hat und die heute mehr denn je ein Aufruf ist, uns solidarisch und konkret für diejenigen zu öffnen, die ihre Heimat verlassen müssen. An diesem Tag denken wir an die vielen Migranten, die sich oft in einer äußerst prekären Lage befinden und auf der Suche nach einer besseren Zukunft einen beschwerlichen und ungewissen Weg vor sich haben. Es ist nicht nur ein Moment der spirituellen Besinnung, sondern auch der Bewusstseinsbildung: eine Einladung, über Vorurteile hinwegzusehen und im Gesicht des Migranten und Flüchtlings einen Bruder, eine Schwester zu sehen, die man willkommen heißen und unterstützen sollte. In diesem Jahr steht der 109. Tag unter dem Motto "Frei in der Entscheidung, auszuwandern oder zu bteiben". Hier die vollständige Botschaft von Papst Franziskus
Der Papst betont auch, dass Migration oft keine freie Entscheidung ist, sondern eine durch widrige Umstände erzwungene Notwendigkeit. Er ruft zu einer gemeinsamen Anstrengung auf, um die Ursachen der erzwungenen Migration, wie das Wettrüsten und die Ausbeutung der Ressourcen, zu beseitigen. Er betont auch, wie wichtig es ist, Migranten mit Würde und Respekt zu empfangen und sie als "besondere Reisegefährten" zu betrachten.
Sant'Egidio steht seit Jahren an der Seite von Migranten und Flüchtlingen. In einer Welt, die von Mauern und Barrieren geprägt ist, sowohl physisch als auch metaphorisch, möchte die Gemeinschaft ein gastfreundliches Zuhause und einen Ort der Begegnung schaffen, wo Menschlichkeit die wertvollste Währung ist.
Eine der schönsten Räume in diesem "gemeinsamen Haus" ist sicherlich die Schule für Sprache und Kultur. Hier lernen Migranten und Flüchtlinge nicht nur die Sprache ihres Gastlandes, sondern kommen auch mit dessen Kultur, Traditionen und Werten in Kontakt. Das Erlernen der Sprache wird so zu einem Weg der Integration, zu einem Schlüssel, der nicht nur die Türen zum Arbeitsmarkt, sondern auch die zum Herzen und zur Seele einer Gemeinschaft öffnet.
Das Engagement der Gemeinschaft Sant'Egidio geht jedoch weit über die Sprachausbildung hinaus. Ein greifbares Beispiel ist das Projekt der humanitären Korridore. Diese bahnbrechende Initiative ist eine konkrete und innovative Antwort auf die Tragödien, die allzu oft die Reisen der Hoffnung kennzeichnen. Durch die humanitären Korridore bietet Sant'Egidio den Flüchtlingen eine sichere und legale Einreise und bewahrt sie vor den Gefahren tödlicher Überfahrten und der Ungerechtigkeit skrupelloser Menschenhändler. Dies ist nicht nur ein Akt der Solidarität, sondern eine langfristige Investition in den Aufbau einer gerechteren und integrativeren Welt.
Im Rahmen der humanitären Korridore und der Schule für italienische Sprache und Kultur wird jeder Migrant oder Flüchtling als einzigartiges Individuum anerkannt und wertgeschätzt. Auf diese Weise zeigt die Gemeinschaft Sant'Egidio ihre wahre Berufung: Sie ist nicht nur ein Ort der Durchreise, sondern ein Zuhause, in dem jeder Migrant endlich sagen kann: "Ich bin angekommen. Ich bin zu Hause". Jedes Gesicht, jeder Name ist eine Einladung, über das Äußere hinauszuschauen, die Tiefe des menschlichen Herzens zu entdecken und darin das Antlitz Gottes zu erkennen. Und so webt die Gemeinschaft Sant'Egidio weiter, Faden für Faden, den großen Teppich der menschlichen Geschwisterlichkeit, der die Welt mit dem Licht der Solidarität und der Liebe erhellt.
Daniela Pompei beim Forum "Migranten: Von der humanitären Krise zur Integrationspolitik".