Die Gemeinschaft, die einen Appell zur Rettung von Aleppo verfasst hat, begrüßt das Abkommen
Jeder Plan, der in Syrien umgesetzt werden soll, muss auf Makroebene mit Blick auf die "im Grenzgebiet der Türkei, von Libanon und Jordanien" lebenden Flüchtlingsmassen und die "noch nicht zugänglichen" Kriegsgebiete ausgelegt sein. Um Hilfe zu leisten, so der Ausgangspunkt von Mauro Garofalo, dem Verantwortlichen für Außenbeziehungen und Friedensarbeit der Gemeinschaft Sant'Egidio, "müssen die Kampfhandlungen eingestellt werden, die Regierung muss Bewegungsfreiheit garantieren, und die Rebellen müssen die Einfuhr von nicht nur dringenden, sondern überlebensnotwendigen Hilfsgütern zulassen."
Das Abkommen von München geht in diese Richtung?
Es ist gut, dass der Wille besteht, die Kampfhandlungen zu beenden und auf politischer Ebene zu überlegen, wie ein Übergang mit der Priorität von humanitärer Hilfe möglich wird. Nach Aussage der Unterzeichner gibt es allerdings noch viele Fragezeichen. Das Abkommen bezieht jedoch nicht die syrischen Gesprächspartner ein und sieht beispielsweise kein Ende der Bombardierungen vor. Man kann nur schwer Hilfe leisten, während Bomben fallen. Trotzdem ist es ein Abkommen, das Syrien seit Monaten gebraucht hat.
Wenn es zum Waffenstillstand kommt, wo muss dann die Zusammenarbeit beginnen?
In den belagerten Städten, die auch umstritten und ein Grund dafür sind, dass die Verhandlungen von Genf 3 unterbrochen wurden. Das ist sicherlich ein erster Punkt. Nach Jahre langem Krieg gibt es keinen Bereich, der wichtiger ist als andere; alles in diesen Gebieten ist eine humanitärere Notlage, wenn wir mit ansehen, dass Kinder verhungern. Daher muss bei der Bevölkerung angefangen werden, das sind die wichtigsten Hotspots, ohne die noch nicht zu erreichenden Regionen zu vergessen.
Gibt es Prioritäten?
Ein Einsatz auf verschiedenen Ebenen ist wichtig. Vor allem in den großen Flüchtlingslagern im Libanon, in der Türkei und in Jordanien, die eine sehr große Last schultern müssen und deren Regierungen abgestimmte Hilfsaktionen brauchen. Dann gibt es die Bevölkerung im Land, die nicht fliehen konnte und an den Grenzen lagern, wie auch die Menschen, die in den Kriegsgebieten gefangen sind.
Woran fehlt es?
Im Gespräch mit verschiedenen Ordensleuten vor Ort wurde gesagt, dass ein Problem die Versorgung mit Wasser und Strom und die Heizung ist, das ist die Grundlage für das Überleben. Dann fehlt es an Lebensmitteln und Medikamenten in den wenigen Krankenhäusern, die noch in Betrieb sind. Die Versorgung mit den Gütern des Grundbedarfs ist daher eine Priorität. Dann gibt es eine mittelfristige Überlegung: Die Kinder ab vier Jahren müssen wieder die Schule besuchen, die alten Menschen brauchen Betreuung, das zerstörte soziale Netzwerk muss wiederhergestellt werden.
Welche Städte müssen unbedingt sofort erreicht werden?
Aleppo, Homs, Madaia, Zabadani. In Syrien sollte man jedoch besser in Regionen denken. Am schwierigsten ist es an der Front im nördlichen Zentrum von Homs bis nach Aleppo. In diesem Niemandsland bis zur Grenze zur Türkei ist das Leben zur Zeit am schwierigsten. Die Luftangriffe gönnen der Bevölkerung keine Ruhe. Dann gibt es die Gegend von Hassake und das Gebiet an der nordöstlichen Grenze: Hier leidet die Bevölkerung sehr, und die kleinen christlichen Gemeinden bekommen alle Formen von Schwierigkeiten zu spüren. Etwas "ruhiger" ist es mehr im Süden bei Deraa.
Wie sollen neben den Häusern die Gemeinden wieder aufgebaut werden?
Man muss sich Syrien als Land mit kleinen, miteinander verfeindete Zonen vorstellen. Daher müssen die Minderheiten geschützt werden - die Christen sind fast verschwunden - ein Dialog ist notwendig, der die einfache Frage übergeht: "Soll Assad weggehen oder darf er bleiben?" Man muss mit der Frage anfangen, ob ein Zusammenleben möglich ist, wie es in Aleppo der Fall war. Wenn das in Syrien nicht möglich sein soll, wo soll es dann der Fall sein? Die humanitäre Hilfe muss durch Niederlassungen untersützt werden... Leider sind wir noch in einer Phase, in der geschossen wird und Bomben fallen.
Alessia Guerrieri
Interview mit Mauro Garofalo in Avvenire