change language
sie befinden sich in: home - news newsletterkontaktlink

Unterstützung der Gemeinschaft

  
7 Oktober 2012 | KIEV, UKRAINE

Babij Jar - ohne Erinnerung keine Zukunft

Die Gemeinschaft Sant'Egidio und Jugend für den Frieden von Kiew haben einen Lichtergedenkzug organisiert, um die Erinnerung an die Opfer der Massenerschießungen von Juden und Roma in den Jahren des Zweiten Weltkriegs zu ehren

 
druckversion

Als die Nationalsozialisten am 28. September 1941 Kiew besetzten, verbreiteten sie eine Anordnung, dass sich alle Juden der Stadt bei Sonnenaufgang des folgenden Tages in der Nähe des jüdischen Friedhofs einzufinden haben. Viele waren überzeugt, dass sie in eine andere Stadt umgesiedelt werden würden.

Am Morgen des 29. September zog eine aus Familien, alten Menschen, Müttern mit ihren Kindern und Jugendlichen bestehende Menschenmenge die L'vovskaja-Straße entlang. Es war "ein Todeszug", wie es der Dichter Lev A. Ozerov bezeichnete, der bis zur Nacht andauerte und am folgenden Tag fortgesetzt wurde. Als sie an der Grube von Babij Jar angekommen waren, wurde den Juden Besitz und Kleidung genommen, sie wurden an den Rand des Abhangs geführt und erschossen, die Körper fielen einer nach dem anderen in die natürliche Grube.

An zwei Tagen wurden 33.771 Juden getötet. Die Hinsichtungen hatten mit der Erschießung von einigen Hundert Kranken in der Psychiatrie und der Bewohner von zwei Romalagern begonnen. Der Ort der Erschießungen blieb während der ganzen Dauer der nationalsozialistischen Besatzung von Kiew "in Betrieb", es wurden weiter Juden, Kriegsgefangene und Bürger Kiews erschossen.

Das Gedenken an Babij Jar bleibt für Kiew von entscheidender Bedeutung. Der jüdische Schriftsteller Icik Kipnis schrieb am dritten Jahrestag des Massakers: "Am 29. September gehen die Leute aus allen Vierteln der Stadt nach Babij Jar. Aus tiefster Seele bitte ich euch nur um Eines: Meine Freunde, fahrt nicht mit der Straßenbahn, sondern geht nur zu Fuß. Gehen wir durch die Straßen und auf den Wegen, die bis zum Rand von unseren noch lebenden Brüdern angefüllt waren".

Dieses Jahr fand mitten in der Stadt in Podol, dem alten Viertel, in dem vor dem Krieg viele Juden lebten, ein Lichtergedenkzug statt mit dem Titel: "Babij Jar - ohne Erinnerung keine Zukunft". Die Idee zu diesem Zug entstand bei der im September 2011 organisierten Tagung zum siebzigsten Jahrestag des Gemetzels und wurde gemeinsam von der Gemeinschaft Sant'Egidio und der jüdischen Gemeinde der Stadt eingebracht.

Viele Jugendliche aus Kiew haben sich der Gemeinschaft Sant'Egidio zu diesem Gedenkzug angeschlossen. Mit Kerzen zogen sie durch die Straßen der Stadt, um das Gedenken an die unschuldigen Opfer zu ehren und zu sagen, dass sie eine Welt aufbauen möchten, in der niemand Gewalt oder Erniedrigung wegen ethnischer, religiöser oder sozialer Herkunft erfahren muss.
Ioanna Evgen'evna , eine Zeugin der Erschießungen, richtete einen Appell an die Jugendlichen. Mit dreizehn Jahren lebte sie in einem Haus neben der Grube und gemeinsam mit ihren Schwestern und Brüdern sah sie die Erschießungen. Sie setzte ihr Lebens aufs Spiel, als ihre Familie zwei Juden rettete. Am Ende ihrer Erzählung über die erlebten Grausamkeiten, wandte sich Ioanna an die Jugendlichen: "Wer sagt, das sei nicht geschehen, dem sage ich: Ich habe alles mit eigenen Augen gesehen. Wir sind Christen, wir vergeben allen. Doch wir wollen eine solche Tragödie niemals wiedersehen!"

Nach dieser Rede sprach Boris Zabarko, der Vorsitzende des Vereins jüdischer Kinder, die Opfer des Ghettos und der Konzentrationslager geworden sind und im Ghetto der Stadt Šarov in der Ukraine interniert wurden. Er dankte den Jugendlichen für ihren Wunsch, das Gedenken zu bewahren und weiterzugeben.

Viele Jugendliche schlossen sich dem Zug an, die am dritten Internationalen Treffen "Europäische Jugendliche in Auschwitz für eine gewaltfreie Welt" teilgenommen haben. Einer von ihnen las den Schlussappell des Treffens: "Gemeinsam wollen wir eine gewaltfreie Welt aufbauen. Von Auschwitz wird ein neuer Horizont der Menschlichkeit für unsere Länder sichtbar! Von diesem Ort geht eine Bewegung der Herzen aus, die weitere Jugendliche wie uns anstecken möchte".


 LESEN SIE AUCH
• NACHRICHT
30 Januar 2018
BANGUI, ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK

Chantal, Elodie und andere – Geschichten von Kindern und anderen, die im DREAM-Programm der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui behandelt werden

IT | ES | DE | FR | CA | NL
25 Januar 2018
ROM, ITALIEN

Der Präsident der Zentralafrikanischen Republik Touadera in Sant’Egidio: Der Friedensprozess wird fortgesetzt, eine neue Phase der Entwaffnung beginnt

IT | ES | DE | FR | PT | CA | ID
15 Januar 2018

Frieden schaffen - die Diplomatie von Sant'Egidio' ist im Buchhandel - auf Italienisch und bald auch auf Deutsch

IT | ES | DE | PT
9 Januar 2018
BANGUI, ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK

Humanitäre Hilfe und Fortsetzung der Entwaffnung

IT | ES | DE | FR | PT | CA | NL
1 Januar 2018
ROM, ITALIEN

Gruß und Ermutigung durch Papst Franziskus für die Teilnehmer der Kundgebungen „Friede auf der ganzen Erde”

IT | ES | DE | FR | PT | NL | HU
1 Januar 2018

Fortschritte auf dem Weg zum Frieden in Casamance: die Regierung von Senegal lässt zwei Gefangene frei

IT | DE | FR | PT | NL | HU
alle neuigkeiten
• DRÜCKEN SIE
26 Februar 2018
Roma sette

Congo e Sud Sudan, Gnavi: «La liberazione ha il nome di Gesù»

23 Februar 2018
Domradio.de

"Wir können Frieden organisieren wie andere den Krieg"

22 Februar 2018
Famiglia Cristiana

La preghiera sia un urlo contro le guerre

21 Februar 2018
Vatican Insider

Sant’Egidio si unisce alla Giornata di digiuno per Congo e Sud Sudan indetta dal Papa

21 Februar 2018
SIR

Giornata preghiera e digiuno: Comunità di Sant’Egidio, adesione all’invito del Papa. Veglia nella basilica di Santa Maria in Trastevere a Roma e in molte città italiane

8 Februar 2018
Vatican Insider

Macerata, l’impegno della Chiesa per la “pacificazione sociale”

den gesamten pressespiegel
• UNTERLAGEN

''Entente de Sant'Egidio'': Political Agreement for Peace in the Central African Republic

Libya: The humanitarian agreement for the region of Fezzan, signed at Sant'Egidio on June 16th 2016 (Arabic text)

Nuclear Disarmament Symposium on the 70 th anniversary of the atomic bomb. Hiroshima, August 6 2015

alle dokumente