Gedenken an die Deportation der Juden aus Würzburg mit großer Anteilnahme : Es geht mehr um die Zukunft als um die Vergangenheit. Aufruf zum Einsatz gegen neue Formen von Antisemitismus

Hundete von Würzburgern und eine große Zahl Jugendlicher haben sich zum Gedenken an die erste große Deportation von Juden aus Würzburg versammelt, die am 27. November 1941 nach Riga in den Tod geschickt wurden. Es war eine Reise ohne Rückkehr, die unter den Augen der Bevölkerung durchgeführt wurde, ohne auf Widerstand oder Protest zu stoßen. Während die Zahl der Überlebenden immer kleiner wird, nimmt die Bedeutung der Erinnerung zu und nicht ab, wie das immer wieder behauptet wird.

Gegen dieses Vergessen zog die große Schar vom Denkort am Hauptbahnhof durch die adventlich geschmückte Würzburger Fußgängerzone zum Rathaushof, um auf die Schrecken aufmerksam zu machen, die oft mitten unter den Augen der Menschen geschehen, aber oft keine Aufmerksamkeit finden, wie das auch heute leider geschieht.

Neben den Vertretern der Kirchen (Weihbischof Boom und Dekan Slenczka) sprachen Dr. Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Oberbürgermeister Schuchardt, Pfarrerin Angelika Wagner und Jugendliche von der Gemeinschaft Sant'Egidio. Dr. Schuster erinnerte daran, dass der Deportationen eine lange Geschichte der Ausgrenzung vorausging, die dann ein solch entsetzliches Vergehen ohne Widerstände in der Bevölkerung möglich machte, obwohl es mitten in der Stadt geschehen ist.

Oberbürgermeister Schuchardt erinnerte an den herausragenden Beitrag von Juden für das Leben der Stadt Würzburg und das unfassbare Geschehen der Shoah, die dem Gesicht von Würzburg eine Wunde zugefügt hat. Sie wird für immer Teil unserer Geschichte bleiben und mahnt uns heute zur Verantwortung. Da darf es niemals einen Schlussstrick geben, denn beim Gedenken geht es mehr um die Zukunft als um die Vergangenheit.  

Pfarrerin Wagner rief dazu auf, dass wir intensiver für eine frieddliche Gesellschaft tätig werden müssen, besonders auch während wir in Europa wieder einen Angriffskrieg erleben, zum ersten Mal seit 1945. Diese schwierige Zeit fordert alle auf, sich für Inklusion und gegen jede Form von Ausgrenzung und Rassismus einzusetzen. Sie verlass den Gruß der 92jährigen Nadja Userjanska aus der Ukraine, eine Überlebende, die vor dem jetzigen Krieg geflohen ist und in Würzburg Aufnahme gefunden hat: "Ich bin eine Betroffene von dem schrecklichen Krieg. Dankbar schließe ich mich dem Gedenken an. Meine Seele ist bei euch!" Jugendliche von der Bewegung 'Jugend für den Frieden' von Sant'Egidio berichteten von ihrem Einsatz mit Schülern und Altersgenossen, um auf der Grundlage der Geschichte eine bessere Zukunft aufzubauen. Während der Schrecken des Krieges nach Europa zurückgekehrt ist, wollen sie nicht zulassen, dass diese Welt durch Verantwortungslosigkeit in den Abgrund getrieben wird.