Das Atttentat von Makassar in Indonesien erinnert an die Christen, die ihr Leben für den Glauben aufs Spiel setzen. Andrea Riccardi in Famiglia Cristiana

Dieses asiatische Land besitzt zwar eine friedliche Tradition, doch viele Jugendlichen sind von einem radikalen Islam fasziniert

Eine Explosion am Palmsonntag in der katholischen Kathedrale von Makassar, einer wichtigen indonesischen Stadt mit über einer Million Einwohnern, hat die internationale Aufmerksamkeit auf die Christen im Land gelenkt. Drei Tote: zwei Attentäter (ein junges Paar) und ein Sicherheitsbeamter, der mutig verhinderte, dass das Attentat zu einer Tragödie mit großem Ausmaß wird. Ca. zwanzig Verwundete. Die Attentäter gehören zum Jihad, einer wachsenden Terrorgruppe, die Jugendliche anwirbt (ihr werden 15 weitere Attentate zugeschrieben). Indonesien ist der größte islamische Staat der Welt: 270 Millionen Einwohner, davon 88% Muslime. Nach Umfragen lehnen jedoch 92% der Muslime die radikale Ideologie von Daesh ab.

Die gesamte Geschichte Indonesiens, das seit 1945 unabhängig ist, zeigt, dass der Islam trotz spannungsgeladener Momente mit anderen Religionen zusammenlebt. Der indonesische Staat erkennt den Islam, den Protestantismus, den Katholizismus, den Hinduismus, den Buddhismus und den Konfuzianismus offiziell an. Indonesien ist nie zu einem islamischen Konfessionsstaat geworden, obwohl die Muslime die absolute Mehrheit der Einwohner ausmachen und trotz des Drucks, der in diese Richtung ausgeübt wird. In dem Land der 17 000 Inseln, in dem etwa 20 Sprachen gesprochen werden, ist die Achtung des Pluralismus die Grundlage des Staates. Das nationale Motto ("Viele, doch eins") preist die Einheit in der Vielfalt: Es ist in die Monas-Säule auf dem zentralen Platz Merdeka in Jakarta eingraviert. Dort befinden sich auch die katholische Kathedrale und die große sunnitische Moschee.

Der indonesische Islam ist reich an einer Geschichte, die der Bildung des Einheitsstaates in der ehemaligen niederländischen Kolonie vorausgeht. Es hat sich über die Händler ausgebreitet, nicht durch Eroberung. Er hat sich an die vielen regionalen Kulturen der Inseln angepasst und nimmt verschiedene Formen an. Er wird von zwei großen Brüderlichkeiten beherrscht: die Muhammadiyah und die Nahdlatul Ulama. Letztere, die eng mit der lokalen und nationalistischen Kultur verbunden ist, mit 60 Millionen Gläubigen, ist die größte islamische Organisation der Welt. Aus ihrer Leitungsgruppe ist vor einigen Jahren ein Präsident des Landes, Abdurrahman Wahid, hervorgegangen. Es war eine bedeutende Persönlichkeit, die ich mehrfach treffen durfte: blind, sehr aktiv, Verteidiger der Demokratie und der Menschenrechte. Er nannte sich gerne einen "gandhiischen Muslim". Die Muhammadiyah (40 Millionen Gläubige) ist von einem Islam beseelt, der offen für den interreligiösen Dialog ist und ein breites Netzwerk sozialer Solidarität aufgebaut hat.

Es gibt jedoch einen Radikalisierungsschub unter Muslimen, oft bei jungen Menschen. Die Faszination, die der Dschihad ausübt, ist in der muslimischen Welt eine gefährliche Anziehungskraft für bestimmte Gruppierungen, nicht nur in Indonesien. Die Christen haben unter der Zunahme des Extremismus gelitten. Die indonesische Regierung wehrt sich und behauptet, dass ein mehrheitlicher Islam unter Achtung der Demokratie und der Minderheiten leben kann. Es gibt jedoch Kreise und Gruppen, die das Gegenteil beweisen wollen. Der indonesische Islam ist ein Beweis dafür, dass Radikalismus, Gewalt und Totalitarismus nicht das unausweichliche Schicksal dieser Religion sind. Aber der Anschlag auf die Kathedrale von Makassar verlangt, dass wir uns immer an jene Christen erinnern, die ihr Leben riskieren, um ihren Glauben zu leben.

Editorial von Andrea Riccardi in Famiglia Cristiana vom 11.04.2021

[Übersetzung der Redaktion]