Viele im Einsatz gegen Antisemitismus und Rassismus, während neue antisemitische Phänomene sichtbar werden

Gedenkveranstaltungen an die Deportation der Juden aus München und Würzburg

Am 20. November 1941 wurden vom „Judenlager Milbertshofen“ in München, in das alle noch verbliebenen Juden einziehen mussten, fast 1000 jüdische Mitbürger nach Kaunas deportiert. Es war die erste von vier großen Deportationen aus München. Kurz danach wurden am 25.11.1941 alle ermordet, keiner überlebte. Darunter waren 94 Kinder. Leider hatte das Gedenken eine besondere Aktualität gewonnen, da in der Nacht vorher in einem jüdischen Restaurant die Scheibe eingeschlagen und eine Stele geschändet wurden, die an einen der 1000 Münchner Juden erinnert. 

Die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde und Holocaust-Überlebende, Charlotte Knobloch, erinnerte unter Tränen daran, dass ihre Großmutter in diesem Lager lebte und in Theresienstadt ermordet wurde: „Sie hat ihr Leben für meines geben“. Ihre große Dankbarkeit über das Gedenken der Gemeinschaft Sant’Egidio, das jedes Jahr fortgeführt werden wird, drückte sie mit den Worten aus: „Ich bin sehr stolz auf die Gemeinschaft Sant’Egidio, dass sie dafür sorgt, dass das Erinnern nicht vergessen wird und ein Schild dem Zug vorangeht mit den Worten: Keine Zukunft ohne Erinnerung.

Eine Jugendliche zitierte aus dem Appell der über 800 Jugendlichen von Sant’Egidio, die aus ganz Europa in diesem Sommer in Auschwitz waren: „Mit großem Ernst setzen wir uns für eine Welt ein, in der alle zusammen leben können: eine Welt ohne Rassismus, eine Welt ohne Gewalt, wo es Platz gibt für die, die vor Armut, Kriegen, Klimawandel und Mangel an Freiheit fliehen. Unsere Antwort muss eine Bewegung der Herzen sein.

Ursula Kalb, die Verantwortliche von Sant’Egidio in München, stellte die Frage: "Was ist nötig in unserer Zeit? Wir müssen uns distanzieren von einer harten Sprache, die diskriminiert und verachtet, wir müssen einen Dialog mit allen aufbauen im Respekt und in Freundschaft zueinander. Jede Art von Ablehnung gegenüber einem anderen öffnet die Türen für Gewalt." Sie versprach der Israelitischen Kulturgemeinde: "Wir werden euch nie alleine lassen."

Als Vertreterin der Stadt sprach Frau Habenschaden und drückte ihr Entsetzen darüber aus, dass heute wieder Gewalt gegenüber Juden stattfindet und der Schweigemarsch das richtige Mittel dafür war, sich bewusst zu werden, welche Verantwortung wir tragen. Besondere Beachtung fand bei allen, dass Flüchtlingskinder aus der Schule des Friedens sich mit dem Thema beschäftigt hatten und dabei waren mit einem Plakat, das die Aufschrift trug: Der Friede ist unsere Zukunft.    

 

Beim Gedenkzug in Würzburg am 28. November 2019 sprach der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, und äußerte seine große Sorge in Zeiten zunehmender Übergriffe und einer neuen Tendenz, den Antisemitismus offen zu zeigen. Das habe vor allem nach dem Angriff gegen die Synagoge von Halle sehr viele Juden in Deutschland tief erschüttert und verunsichert. Er dankte der Gemeinschaft Sant'Egidio für diese Veranstaltung, die sie schon seit vielen Jahren organisiert, um die Erinnerung an die Verfolgung wachzuhalten und die Nähe zur jüdischen Gemeinde zu bekunden. Solche Zeichen seien in dieser Zeit von besonderer Bedeutung.

Neben den kirchlichen Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche betonte der Oberbürgermeister die Bedeutung dieses Gedenkens gerade in Zeiten von zunehmenden Populismus und von offenen Äußerungen des Hasses gegen Minderheiten. Er forderte alle Bürger auf, sich solchen Tendenzen entschieden entgegenzustellen, die teilweise auch von Politikern unterstützt werden. Pfarrerin Wagner von Sant'Egidio rief in Anlehnung an Etty Hillesum, ein Opfer der Shoah, auf, ein denkendes Herz in der Baracke zu sein und somit wachsame Herzen in der Gesellschaft zu haben, um jede Form von Ausgrenzung zu bekämpfen. Jugendliche von der Bewegung "Jugend für den Frieden" von Sant'Egidio berichteten von ihrer bewegenden Pilgerreise nach Auschwitz im Sommer des Jahres und ihrer Entschlossenheit, diese Erfahrung zum Einsatz für Gastfreundschaft und Integration zu machen.

Rede von Dr. Josef Schuster

Rede von Weihbischof Ulrich Boomd

Bericht Homepage Bistum Würzburg

Bericht Süddeutsche Zeitung