Flüchtlinge, Libyen: „einen europäischen humanitären Korridor einrichten"

Die Gemeinschaft Sant’Egidio begrüßt den Aufruf von Bundesminister Gerd Müller „eine gemeinsame humanitäre Initiative Europas“ zur Rettung der Flüchtlinge in Libyen durchzuführen, die nach seinen Worten nur vor der Alternative stehen, in den Lagern zu sterben oder auf Todesreisen in die Wüste zurückzukehren oder über das Mittelmeer zu fliehen. Dieser Aufruf entspricht dem Vorschlag der Gemeinschaft Sant’Egidio einen europäischen humanitären Korridor aus Libyen einzurichten auf der Ebene der schon in einigen europäischen Ländern bewährten humanitären Korridore. Der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte hat in einer Antwort auf einen gemeinsamen Brief des Präsidenten der Gemeinschaft Sant’Egidio, Marco Impagliazzo, und der Union der evangelischen Kirchen Italiens (FCEI), Luca Maria Negro, sein Interesse am Vorschlag zum Ausdruck gebracht, einen europäischen humanitären Korridor von Libyen aus einzurichten.

Der Vorschlag beinhaltet einen neuen legalen und sicheren Zugangsweg nach Europa für 50.000 Flüchtlinge, die nach einem Quotensystem Aufnahme in europäischen Ländern finden, die sich an diesem Projekt beteiligen möchten. Der Premier teilt die Auffassung, dass die Lage in Libyen von „schwerer und dauerhafter Instabilität“ gezeichnet ist und betont die Notwendigkeit, dass sich die europäischen Länder gemeinsam mehr für die Flüchtlinge und Migranten einsetzen. In diesem Sinn zitiert er das Modell der „guten Erfahrung“ der italienischen „humanitären Korridore“, die von der Gemeinschaft Sant’Egidio, der Union der evangelischen Kirchen Italiens und der Waldensertafel eingerichtet wurden, ein vollkommen eigenfinanziertes Projekt darstellen und seit Februar 2016 über 1.500 Personen aus dem Libanon eine legale und sichere Einreise nach Italien ermöglicht haben. Das Projekt hat weitere Abkommen angerecht, in Italien, Frankreich, Belgien und Andorra und insgesamt über 2.500 Flüchtlingen eine Einreise nach Europa ermöglicht. Daher ist der Präsident des Ministerrates Italiens bereit, mit den Partnern der Union den Vorschlag eines „europäischen humanitären Korridors“ weiter zu verfolgen im „Bewusstsein, auf die aktuelle Notlage durch angemessene operative und finanzielle Mittel in koordinierter Weise zu reagieren“. Italien würde eine Quote von Flüchtlingen aufnehmen und alle europäischen Länder bitten, dasselbe zu tun.

Marco Impagliazzo, der Präsident von Sant’Egidio, erklärte: „Die humanitären Korridore haben Italien vereint im Einsatz für ein Projekt der Zivilgesellschaft, das Menschen vor den Händlern des Todes bewahrt und in das gesellschaftliche und soziale Leben Europas integriert. Das Interesse des italienischen Ministerpräsidenten Conte am Vorschlag des europäischen humanitären Korridors aus Libyen ist eine wichtige Anerkennung des schon bewährten Modells. Falls es, wie wir wünschen, umgesetzt wird, schützt es Menschen in dem vom nicht enden wollenden Bürgerkrieg heimgesuchten Land vor täglicher Folter und Misshandlungen aller Art, die daher bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Europa würde zudem ein Zeichen der Menschlichkeit zum Schutz der Menschenrechte setzen und auf der Höhe der Aufgabe sein, die unser Kontinent unserer Meinung nach auf Weltebene übernehmen sollte.“