Besuch von Präsident Sergio Mattarella bei der Gemeinschaft Sant'Egidio zum 50. Jahrestag

Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella hat die Gemeinschaft Sant’Egidio in Trastevere besucht. Anlass war der 50. Jahrestag. Bei seinem Besuch besichtigte er zunächst die historischen Räume des ehemaligen Klosters, dessen Name die Gemeinschaft übernommen hat und traf dann im benachbarten Konferenzsaal mit Andrea Riccardi und Marco Impagliazzo die Vertreter des „Volkes“ von Sant’Egidio, die „Jugend für den Frieden“, die weniger Jungen von „Es lebe, wer alt ist!“, Menschen mit Behinderung aus der Peripherie, „Neuitaliener“ aus der Schule für Sprache und Kultur, syrische Flüchtlinge, die durch die humanitären Korridore angekommen sind, sowie Personen, die viele Jahre ihres Lebens obdachlos gewesen sind. In seinem Dank für den Besuch von Präsident Mattarella betonte Andrea Riccardi, die italienischen Züge des Anfangs der Geschichte von Sant’Egidio und dann die zunehmende Öffnung für die internationale Dimension. Er sagte: „Die Kühnheit der 68er Jahre wurde zur Reife einer festen Überzeugung und ist noch lebendig in einer Zeit mit zu vielen Ängsten.“

Der Präsident der Gemeinschaft, Marco Impagliazzo, zeichnete anschließend ein Bild vom Leben und von den Aktivitäten von Sant’Egidio als „einer Gemeinschaft, die durch Freundschaft und Einsatzbereitschaft ohne Resignation versucht hat, Antworten zu geben. Wir haben uns um die Wunden gekümmert, die wir als unsere eigenen angesehen haben, obwohl sie scheinbar fern von unserem Leben waren“. Beispielsweise die Wunden von Mosambik in Zeiten des Krieges oder vom erkrankten Afrika. Aber auch die Wunden in der Nähe im Westen, wo „die alten Menschen vergessen werden, dieser neu entstehende große Kontinent unsere Epoche, die uns Zig Lebensjahre mehr schenkt, doch nicht in der Lage ist, der Schwäche einen Sinn zu verleihen“. Dann die Wunden der Armen der gesichtslosen Peripherien, der Kinder, die in der Schule der Straße aufwachsen, der jungen Migranten und Flüchtlinge, die Teil unserer Zeit sein können. Abschließend sagte Impagliazzo: „In der Zeit der Globalisierung war Sant’Egidio ein Halt für viele, die nicht an die Logik der Auseinandersetzung glauben: ein Humanismus, der Freund der Armen ist, während das Thema des Kampfes der Kulturen und der Rückgriff auf den Krieg als Lösung von Kontroversen wieder modern geworden sind.“ Denn dieser Humanismus „beinhaltet ein universales Streben, das die Gesellschaft und die Welt davor bewahrt, barbarisch zu werden“.

„Kleiner Funke, dann eine große Flamme“, sagte Mattarella am Anfang seiner Antwort mit einem Zitat von Dante. Der kleine Same des Anfangs ist zu etwas Schönem und Großem geworden. „Die Gemeinschaft hat im Verlauf der Jahre den Weg unseres Landes begleitet und die Wunden gelindert, indem sie verschiedene Formen von Armut und Ausgrenzung bekämpft hat.“ Sie tat dies, während sie an Jahren und Ausbreitung zunahm. Sant’Egidio zeigt sich als „glocal“, sagte der Präsident, indem die Gemeinschaft den nationalen und internationalen Horizont zusammen im Blick hat und Initiativen des Friedens und Dialogs durchführt, „die der Gemeinschaft ein allseits anerkanntes Ansehen verschafft hat“.
Im bisherigen und aktuellen Einsatz für unsere Peripherien und die der Welt „erkennt man eine Pädagogik, eine sehr bedeutende Formal für das bürgerliche Zusammenleben, denn unsere Welt braucht Solidarität, das Gespür für den Zusammenhalt und auch ein Gespür für spaltende Tendenzen. Aus all diesen Gründen“, so schloss Mattarella, „bin ich hier um Sant’Egidio ein ‚Dankeschön!‘ zu sagen“.
 

Rede von Marco Impagliazzo, Präsident der Gemeinschaft Sant’Egidio (IT)

VIDEO ÜBER DEN BESUCH VON PRÄSIDENT MATTARELLA