Assisi 2016, Andrea Riccardi: "Vor dreißig Jahren wies Johannes Paul II. die Religionen auf die Intelligenz des Dialogs hin"

"Ein kalter und windiger Tag, doch von Licht durchdrungen". So erinnerte Andrea Riccardi, der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, an den historischen Weltfriedensgebetstag, zu dem Johannes Paul II. vor drei?ig Jahre nach Assisi eingeladen hatte. Für Riccardi bedeutete die "einfache und tiefe Intuition" von Johannes Paul II. eine gro?e Neuigkeit: Die Religionsoberhäupter konnten "einer neben dem anderen für den Frieden" versammelt sein. Dass sie sich gemeinsam zeigten, bezeugte ihren jeweiligen Gläubigen, dass das Zusammenleben möglich ist.

Dieses Ereignis, von dem einige gewollt hätten, dass es "isoliert und ohne Folgen" bleibt, habe etwas neu zum Vorschein gebracht, das jeder religiösen Tradition innewohnt. Es habe die Fähigkeit gezeigt, Früchte des Friedens an vielen Orten der Welt hervorzubringen, wie etwa in Mosambik im Jahr 1992. Gleichzeitig habe es jeder Unterwerfung eines religiösen Glaubens unter Krieg und Terror widersprochen. In Assisi habe man entdeckt, dass das Gebet für den Frieden notwendig ist, "das Gebet aller, jeweils gemä? der eigenen Identität und in der Suche nach der Wahrheit."

Deshalb habe, so Riccardi, "Sant'Egidio sich entschieden, diesen Geist voranzubringen" und die Begegnung fortzusetzen, denn "in der Begegnung liegt eine Befreiung" aus vielen kleinen partikulären Welten. Heute wehe der Geist von Assisi in einer Zeit, die "komplex und fragmentiert ist, mit ihren eigenen Herausforderungen, in der sich die Völker annähern, aber auch neue Ängste entstehen." 

Riccardi betonte die Wichtigkeit der Kunst des Dialogs. Dieser sei "grundlegend, um die Menschen zu einen, um das hervorzuheben, was gemeinsam ist und das wertzuschätzen, was verschieden ist." Er zitierte den polnischen Soziologen und Philosophen Zygmund Bauman, für den die Kunst des Dialogs etwas ist, "mit dem sich die gesamte Menschheit konfrontieren muss, da es hierzu eine zu schreckliche Alternative gibt, als dass man sie sich auch nur vorstellen kann." Der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio sagte zum Schluss: "Der Dialog ist die Intelligenz des Zusammenlebens: Entweder werden wir zusammen leben oder zusammen sterben.