Tägliches Gebet

Lesung des Wortes Gottes

Halleluja, halleluja, halleluja.

Das ist das Evangelium der Armen,
die Befreiung der Gefangenen,
das Augenlicht der Blinden,
die Freiheit der Unterdrückten.

Halleluja, halleluja, halleluja.

Das Evangelium nach Lukas 19,45-48

Dann ging er in den Tempel und begann, die Händler hinauszutreiben. Er sagte zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht. Er lehrte täglich im Tempel. Die Hohepriester, die Schriftgelehrten und die Ersten im Volk aber suchten ihn umzubringen. Sie wussten jedoch nicht, was sie machen sollten, denn das ganze Volk hing an ihm, um ihn zu hören.

[Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart - Alle Rechte vorbehalten]

Halleluja, halleluja, halleluja.

Der Menschensohn
ist gekommen, um zu dienen,
wer groß sein will
mache sich zum Diener aller.

Halleluja, halleluja, halleluja.

Nachdem er in die Heilige Stadt eingezogen war, wandte sich Jesus zum Tempel. Hinter jenen Mauern war das Herz Jerusalems, der Ort der Gegenwart Gottes, wo der Glaube und die Geschichte Israels ihre Erfüllung fanden. Doch auch in diesen Gott und dem Gebet geweihten Raum war der Geist der Welt mit seinem Interesse an Profit und materiellem Reichtum vorgedrungen. Jenes Haus hatte sich buchstäblich in einen Markt, eine Adresse für Geschäfte, Ankauf und Verkauf verwandelt. Der Tempel war gleichsam zum Sinnbild für die Situation der Welt geworden, denn auch er war in die Knechtschaft des Materialismus geraten, der das Leben als Markt und Warenaustausch begreift. Auch heute meinen viele, dass es im Leben auf Ankauf und Verkauf, Anschaffungen und Konsum ankomme. Und auf nichts sonst. Die Dimension der Unentgeltlichkeit scheint aus unserem Leben verschwunden, scheint sogar aktiv daraus vertrieben worden zu sein. Das Gesetz des Marktes ist zur neuen Religion geworden, und diese Religion hat ihre Tempel, ihre Riten und ihre Altäre, auf denen alles geopfert wird. Erzürnt über dieses skandalöse und zudem kleinliche Schauspiel verjagt Jesus die Händler und ruft aus: "Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein." Die einzig wahre Beziehung, die einzige, die in unserem Leben wirklich eine Daseinsberechtigung hat, ist die unentgeltliche Liebe zu Gott und zu den Schwestern und Brüdern. Diese Liebe wird zu einem Raum der realen Gegenwart Gottes in jeder Stadt. Der Raum für Gott muss im Herzen geschaffen werden. Jesus treibt die Händler aus dem Tempel und er vertreibt auch die materialistische Mentalität in unseren Herzen, um uns von Neuem das Evangelium zu verkünden. Der Evangelist schreibt, dass Jesus von da an im Tempel bleibt und täglich das Evangelium verkündet. Jener Ort - und dasselbe wünschen wir uns auch für unser Herz - wird wieder zu einem Heiligtum der Barmherzigkeit und der Liebe.