Kardinal Marx fordert mehr Engagement für Einheit der Menschen

Münchner Gottesdienst zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinschaft Sant'Egidio

München, 25.02.2018 (KAP/KNA) Der Münchner Kardinal Reinhard Marx verlangt von der Kirche einen stärkeren Einsatz für die "Einheit aller Menschen". Sie müsse das Evangelium als einen Weg zu diesem Ziel entdecken, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag laut Mitteilung seiner Pressestelle. Es gehe darum, "dass man Gräben zuschüttet, dass man Menschen zueinanderführt, dass man Spaltungen überwindet". Marx äußerte sich bei einem Gottesdienst in der Münchner Pfarrkirche Sankt Ursula zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinschaft Sant'Egidio. Die katholische Bewegung widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten und dem Dialog der Religionen.

Marx führte seine Forderung so aus: "Das gilt für die soziale Spaltung: Wer keinen Blick für die Armen hat, kann nicht Sakrament der Einheit sein. Das gilt für die politischen Herausforderungen: Wer den Hass zwischen den Völkern, in den Konflikten der Welt, stehen lässt, kann kein Sakrament der Einheit sein. Das gilt für die religiösen Gräben, sowohl zwischen den Religionen als auch zwischen den Konfessionen."

Aktuell allerdings würden "die Gedanken des Misstrauens, die Angst vor dem Anderen, das Abschotten der eigenen Kultur" stärker. "Die große Idee der einen Menschheitsfamilie, die zusammenkommt im einen Haus der Schöpfung, die bekommt heftigsten Gegenwind." Christen dagegen müssten sich für die Einheit einsetzen: "Wir stehen auf der Seite der Globalisierung der Freundschaft, nicht der Globalisierung der Gleichgültigkeit und des Hasses." Das 21. Jahrhundert brauche "das gelebte Zeugnis, dass die Kirche Sakrament der Einheit ist, dass sie soziale, politische und religiöse Grenzen überwindet".

Die Gemeinschaft Sant'Egidio engagiere sich dahingehend, ergänzte Marx. Sie zeige, "dass es eine Menschheitsfamilie gibt, trotz aller kulturellen, sprachlichen und religiösen Unterschiede". Die Mitglieder der Bewegung gingen "das Wagnis der Freundschaft" ein, ohne das es "kein Verstehen geben kann, keine Begegnung, kein Lernen vom anderen".

Friedensgemeinschaft feiert auch in Berlin

Nach München feiert Sant'Egidio ihr 50-jähriges Bestehen am Dienstag in Berlin, mit einem Festgottesdienst in der Kirche Heilige Familie in Prenzlauer Berg, der vom katholischen Erzbischof Heiner Koch und dem evangelischen Bischof Markus Dröge geleitet wird. Erwartet wird auch der Generalsekretär der Gemeinschaft, Cesare Zucconi

Die 1968 in Rom entstandene Bewegung Sant'Egidio engagiert sich in sozialen Projekten, der internationalen Friedensarbeit und dem Dialog der Religionen. Sie hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland. In Berlin ist die Gemeinschaft seit 2003 präsent. Sie gründete in Neukölln und Hohenschönhausen "Schulen des Friedens". Dort betreut sie Kinder aus verschiedenen Kulturen und Religionen bei den Hausaufgaben und macht ihnen Angebote zur Freizeitgestaltung.